‚Global Competence‘ – der neue Fokusbereich in PISA 2018. Ein holpriger Start

Abstract

Zusammenfassung Die OECD hat in 2018 einen neuen Schwerpunkt für die internationale Vergleichsstudie PISA gewählt: Global Competence (GC). In diesem Beitrag stellen wir das Konzept der OECD in einer vergleichenden Analyse der Fassungen von 2016 und 2018 vor und diskutieren es kritisch in seiner Entwicklung. Eine zentrale Frage ist, warum sich mehrere Länder gegen diesen Schwerpunkt ausgesprochen haben, obwohl sich die OECD vor allem durch PISA als richtungsweisende Instanz in der internationalen Bildungspolitik etablieren konnte. Die neue thematische Ausrichtung zeichnet sich als Herausforderung ab, als ein Spagat zwischen der etablierten Kompetenzorientierung geprägt von einem Leitmotiv des Humankapitals und der ökonomischen Verwertbarkeit von Bildung auf der einen, und einer moralisch-normativen Neuorientierung über erstrebenswerte Bildung auf der anderen Seite.

Herstellung von Eindeutigkeit – die Erfassung globaler Kompetenzen durch PISA 2018

“…Global Competence sowohl als Konzept in seiner theoretischen Gefasstheit als auch seiner gesellschaftlichen Relevanz und handlungspraktischen Umsetzung ist ein herausforderndes Unterfangen, welches in der Realisierung der OECD durch PISA 2018 mit dem Anspruch einer Weltagenda aufgeworfen wurde. Die Erhebung der OECD wurde nun an Einsichten aus verschiedenen Forschungssträngen der Erziehungswissenschaft gespiegelt, und in Verbindung mit einer explizierten Gegen standsreflektion in eine national (und international) geführte umfangreiche Debatte zu Kompetenzen im Globalen Lernen eingebettet (LangWojtasik & Scheunpflug, 2005;Schreiber, 2005;Reimers, 2009;Scheunpflug, 2014;Grotlüschen, 2018;Sälzer & Roczen, 2018;KaterWettstädt & Niemann, 2019;Conolly et al, 2019 ).…”

“…Das wirft die Fragen auf, wessen Standpunkt durch die 2018er Zusatzkomponente abgebildet werden soll und wessen Per spektiven fehlen. Offen bleibt auch, inwiefern vermittelte Wis sensbestände über verschiedene Kontexte hinweg Gültigkeit haben oder vielleicht eher von einem westlichen Verständnis geprägt sind (KaterWettstädt & Niemann, 2019;Sälzen & Roczen, 2019). So weist Grotlüschen (2018)…”