ZusammenfassungDer zweite Teil des Buchs widmet sich der Vergabepraxis und stellt den Schwerpunkt unserer eigenen Untersuchung dar. Diese Schwerpunktsetzung beruht auf der grundlegenden Annahme, dass Märkte nicht lediglich durch einschlägige Gesetzegestaltet werden, sondern auch durch die alltäglichen Entscheidungen und Interaktionen der Verwaltung mit Akteuren, die von diesen Entscheidungen betroffen sind. ‚Market making‘ ist mit anderen Worten zu guten Teilen ‚street-level market making‘: Auf den unteren Politik- und Verwaltungsebenen, die das vergabespezifische Regelwerk anwenden, wird wesentlich mit darüber bestimmt, wie stark der Preiswettbewerb um staatliche Aufträge eingeschränkt oder intensiviert wird. Unsere Analyse der Vergabepraxis schließt damit an eine Reihe von Studien zum beruflichen Ethos öffentlich Bediensteter unter dem Einfluss von Vermarktlichung oder ‚Ökonomisierung‘ an, die in diesem Kapitel kurz rekapituliert werden. Sie erweitert diese Perspektive aber, indem sie nach den Werthaltungen, Dilemmata und Handlungspraktiken fragt, die sich aus der skizzierten Doppelbewegung von Vermarktlichung und Sozialpolitisierung ergeben.