Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Bei der pyogenen Spondylodiszitis gewinnen Infektionen mit Koagulase-negativen Staphylokokken zunehmend an Bedeutung. Eine empirische Antibiose ist insbesondere bei Patienten mit schweren oder progredienten neurologischen Ausfällen sowie hämodynamischer Instabilität und im Falle von kulturnegativen Spondylodiszitiden notwendig. Ob es in Deutschland einheitliche, an das Resistenzprofil angepasste Standards der empirische Antibotikatherapie gibt, ist unklar.
Studiendesign und Untersuchungsmethoden
Es wurde an deutschen Universitäts- und berufsgenossenschaftlichen Kliniken, jeweils in den Fachbereichen Orthopädie und Unfallchirurgie, eine Umfrage zur empirischen Antibiotikatherapie bei pyogener Spondylodiszitis durchgeführt. Die Umfrageergebnisse wurden auf das Resistenzprofil der Erreger von 45 Spondylodiszitispatienten, die zwischen 2013 und 2020 in unserer Klinik behandelt wurden, angewandt. Dadurch wurden potenzielle Sensibilitäts- und Resistenzraten für die angegebenen antibiotischen Therapien errechnet.
Ergebnisse
Von den 71 angefragten Kliniken antworteten insgesamt 44 (62,0 %). Sechzehn verschiedene Antibiotikatherapien wurden als jeweiliger Standard berichtet. Darunter wurden 14 verschiedene Kombinationstherapien als Therapiestandard angegeben. Die am häufigsten angegebenen empirischen Substanzen, nämlich Amoxicillin-Clavulansäure oder Ampicillin/Sulbactam (29,5 %) und Cephalosporine (18,2 %) zeigten in Bezug auf das zuvor veröffentliche Resistenzprofil hohe potenzielle Resistenzraten von 20,0 % bzw. 35,6 %. Die höchsten potenziellen Sensibilitätsraten wurden durch die Kombinationen Vancomycin + Ampicillin/Sulbactam (91,1 % sensible Erreger), Vancomycin + Piperacillin/Tazobactam (91,1 % sensible Erreger) und Ampicillin/Sulbactam + Teicoplanin (95,6 % sensible Erreger) erreicht. Eine dieser Kombinationen wurde von drei Kliniken (6,8 %) als Standard angegeben.
Schlussfolgerung
Die deutschlandweite Umfrage zur empirischen Antibiose bei pyogener Spondylodiszitis hat eine große Heterogenität der Standardtherapien ergeben. Eine Kombination aus einem Breitspektrum-β-Laktam-Antibiotikum mit einem zusätzlichen Glykopeptidantibiotikum kann sinnvoll sein.