Hintergrund
Obwohl die Zahl der alten Menschen mit geistiger Behinderung (MmgB) in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen ist, gibt es in Deutschland noch viel zu wenige, speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Wohn- und Betreuungsangebote. Zudem ist unklar, wie MmgB sich ihr eigenes Alter vorstellen, und ob sie überhaupt dazu in der Lage sind, sich in das eigene Altsein hineinzuversetzen.
Methode
Die Grundlage dieser qualitativen Studie bilden leitfadengestützte Interviews mit 16 erwachsenen MmgB (10 Frauen, 6 Männer; Alter: 24 bis 59 Jahre; sprachliche Fähigkeiten: sehr gut bis mittel; Grad der geistigen Behinderung [GgB]: sehr leicht bis mittel; sozioemotionaler Entwicklungsgrad [SEO-Grad]: SEO 4 bis ≥ SEO 5). Die Interviews wurden einer strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring unterzogen (induktives Vorgehen).
Ergebnisse
Bei den Proband:innen hatten der GgB, der SEO-Grad und die sprachlichen Fähigkeiten deutlichen Einfluss auf ihre Fähigkeiten, sich in ein zukünftiges Selbst hineinzuversetzen. Wie Menschen ohne Behinderung möchten jedoch fast alle – unabhängig vom GgB – auch im Alter dort wohnen bleiben, wo sie derzeit wohnen, mit ihren engsten Verwandten und Freunden zusammen sein und von den Personen betreut werden, die sie jetzt betreuen. Anders als Menschen ohne Behinderung reagierten fast alle recht gelassen bei der Vorstellung, im Alter aufgrund zusätzlicher Erkrankungen weitere Hilfen zu benötigen.
Schlussfolgerungen
Bei der Planung von Wohn- und Betreuungsangeboten sollen in Zukunft vermehrt die Bedürfnisse der MmgB mit einbezogen werden. Hierbei ist jedoch der Grad der intellektuellen, sozioemotionalen und sprachlichen Einschränkungen zu berücksichtigen. Dies wird u. a. auch eine größere Flexibilität hinsichtlich der Planung und Bereitstellung entsprechender Wohnmöglichkeiten und Hilfen erfordern.