Nägelkauen ist eine weitverbreitete Verhaltensgewohnheit im subklinischen Bereich bei Kindern und Erwachsenen. Der aktuelle Forschungsstand zu den klinisch relevanten Aspekten wird systematisch dargestellt. Hierbei werden auch ältere Studien und Monographien berücksichtigt, insoweit diese für ein umfassendes Verständnis der Störung und für deren weitere Erforschung von Bedeutung sind. Einen Schwerpunkt bildet die Darstellung der Therapieforschung. Eine Vielzahl unterschiedlicher Verfahren (operante Ansätze, komplexe Selbstkontrollprogramme) waren effektiv, daneben aber auch Plazebo- und Kontrollprozeduren, wenn diese eine systematische Beobachtung und Aufzeichnung des Nägelkauens erforderten. Die hohe Wirksamkeit nichtspezifischer Faktoren (erhöhte Selbstaufmerksamkeit, Erfolgserwartung) bei der Fherapie des Nägelkauens bringt besondere methodische Schwierigkeiten mit sich. Als Therapie der Wahl kann derzeit das «Competing response Training» gelten. Eine eventuelle nosologische Abgrenzung zwischen Nägelkauern ohne psychische Auffälligkeiten mit günstiger Prognose und Nägelkauern, die weitere Störungen wie Angst, Depression, Zwang, hyperkinetisches Syndrom oder Psychopathic aufweisen, sollte näher betrachtet werden.