Therapieziele in der ambulanten kognitiv-verhaltenstherapeutischen oder psychodynamischen Psychotherapie – notwendig oder irrelevant?

Abstract

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Mit dem Berner Inventar zur Erfassung von Therapiezielen (BIT-T) werden mögliche Unterschiede im Umfang und inhaltlichen Schwerpunkt der Zielsetzung kognitiv-behavioraler (KVT) und psychodynamischer Therapien (PDT) untersucht. Fragestellung: Neben der Reliabilität des BIT-T sollen Patienten, KVT- und PDT-Therapeuten hinsichtlich Unterschieden in ihren Therapiezielen untersucht werden. Eine mögliche Vorhersage des Therapieerfolges durch den BIT-T ist von weiterem Interesse. Methode: Die Therapieziele von 472 Patienten und aus 283 ambulanten Therapieanträgen auf KVT und 189 Anträgen auf PDT wurden mit Hilfe des BIT-T kategorisiert. Die Therapieeffektivität wurde mittels des Fragebogens zur Evaluation von Psychotherapieverläufen (FEP) bestimmt. Ergebnisse: Die Beobachterübereinstimmung des BIT-T erweist sich als überwiegend gut bis sehr gut. Bedeutsame Übereinstimmungen zwischen Therapeuten und Patientenzielen können nicht festgestellt werden. KVT- und PDT-Therapien unterscheiden sich in ihren angestrebten Zielen. Problem- und symptombezogene Ziele der Therapeuten sind mit dem Erfolg der Therapie assoziiert. Schlussfolgerungen: Die Beachtung von Therapiezielen erweist sich als bedeutsamer Faktor für Therapiequalität und -erfolg.

Relevance of therapy goals in outpatient cognitive-behavioral and psychodynamic psychotherapy

“…On the other hand, it is conceivable that patients' goals are influenced by general treatment expectations, which were not registered in the present study (i.e., "the therapist is going to heal me somehow"). By contrast, patients' goals enable a prediction of treatment success independent of other variables (Schöttke, Sembill, Eversmann, Waldorf, & Lange, 2011).…”

“…First, symptom-or problemfocused goals may simply be harder to attain than goals from other categories, as pointed out by Berking et al (2005), which should be reflected in lower effect sizes. Second, patients with particular monosymptomatic disorders, such as phobias, panic disorders or somatoform pain disorders, have repeatedly been shown to prefer symptom-related therapy goals (Dirmaier et al, 2006;Grosse Holtforth et al, 2009;Schöttke et al, 2011;Trachsel et al, 2008), which might not be adequately operationalized with a multidimensional measure of treatment outcome like the FEP. In this case, the effect sizes would turn out to be numerically small due to the measurement of irrelevant constructs.…”

Therapieziele und ihr Zusammenhang mit frühem Therapiefortschritt im ambulanten kognitiv-verhaltenstherapeutischen Setting

“…Erstens werden diese inhaltlich kategorisiert (z. B. Grosse Holtforth, 2001b;Schöttke, Sembill, Eversmann, Waldorf & Lange, 2011). Vielfach wird die Taxonomie für Therapiezielinhalte des Berner Inventar für Therapieziele (BIT-T, Grosse Holtforth, 2001b;Grosse Holtforth & Grawe, 2002) verwendet.…”

“…Diese Hauptkategorien lassen sich in der BIT-T (Version 4.0) in 31 Kategorien und 50 Unterkategorien untergliedern (Grosse Holtforth, 2001a). Es zeigten sich mit Cohenʹs Kappa von κ = .70 bis κ = .83 zufriedenstellende bis sehr gute Interrater-Reliabilitäten für die unterschiedlichen Abstraktionsebenen (Berking, Grosse Holtforth, Jacobi & Kröner-Herwig, 2004, 2005Grosse Holtforth, Wyss, Schulte, Trachsel & Michalak, 2009;Schöttke et al, 2011).…”

Das Phasenmodell therapeutischer Veränderung: Validierung des Fragebogens zur Evaluation von Psychotherapieverläufen (FEP)

“…Die theoretische Fundierung des FEP liegt neben dem dargestellten Phasenmodell therapeutischer Veränderung [9] im Circumplex-Modell zwischenmenschlichen Verhaltens [20] und mit der zusätzlichen Skala (In-)Kongruenz in der Konsistenztheorie [21,22]. Ferner konnten nicht nur die psychometrische Qualität des FEP an kleineren Stichproben nachgewiesen und vorläufige Normdaten berichtet werden [8,23], sondern er wurde darüber hinaus bereits im Rahmen von naturalistischen Psychotherapiestudien mehrfach eingesetzt [24,25]. Bislang fehlen jedoch noch hinreichende Nachweise v. a. der faktoriellen Validität gemäß den phasen-oder domänenspezifischen Veränderungsbereichen des FEP.…”