Die Komplexchemie des dreizähnigen Liganden Pyrazin‐2, 6‐dicarboxylat (pyraz‐2, 6 = L) mit Übergangsmetallen in wäßriger Lösung wurde untersucht. Umsetzung der Aquametall(II)‐Komplexe mit dem Liganden (1:1) ergibt schwerlösliche Niederschläge [MIIL(OH2)2] (M = Mn, Fe, Co, Ni, Cu, Zn, Cd). Auch [TiOL(OH2)2], [VOL(H2O)2] und [UO2L(H2O)] wurden als schwerlösliche Niederschläge erhalten. Komplexe des Typs [MIIIL2]−(FeIII, CoIII) sind sehr starke Oxydationsmittel, ihre Redoxpotentiale wurden zu +0,602 V bzw. +0,795 V (gegen NHE) durch zyklische Voltammetrie und potentiometrische Titration bestimmt. Die Redoxpotentiale der analogen Komplexe mit dem Pyridin‐2, 6‐dicarboxylat Liganden (L′) wurden erstmals vermessen: [ML′2]−1/−2: M = VIII: −0.59 V; CrIII: −0,71 V. Es wird gezeigt, daß der Ligand Pyrazin‐2, 6‐dicarboxylat, verglichen mit Pyridin‐2, 6‐dicarboxylat, Übergangsmetalle in der Oxydationsstufe +II gegenüber +III stark stabilisiert.
Die Reaktion von RuCl3 · nH2O mit Pyridin‐2, 6‐dicarbonsäure (pH 3) führt zum Anion [RuCl2(L′H)2]−, das als gelb‐grünes NH4+‐Salz erhalten wurde. Das Salz kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe P21/c mit a = 8,812(2) Å, b = 10,551(2) Å, c = 10,068(2) Å, β = 110,03(6)° mit Z = 2; 2 707 unabhängige Reflexe; R = 0,032. Ruthenium ist oktaedrisch von zwei Cl− (trans) sowie zwei zweizähnigen Pyridin‐2, 6‐hydrogendicarboxylat‐Liganden umgeben, die jeweils eine nicht komplex gebundene protonierte Carboxylgruppe besitzen.