Es ist gängiges Lehrbuchwissen, dass Schwefelsäure durch Kondensationsreaktionen schrittweise in Polyschwefelsäuren, d. h. Dischwefelsäure, Trischwefelsäure und so weiter, überführt wird. Diese Kondensationen führen schließlich zu asbestartigem SO 3 (a-SO 3 und b-SO 3 ), das im Grunde genommen eine Polyschwefelsäure der Zusammensetzung H(SO 3 ) n OH ist, allerdings mit sehr großen Werten für n. Das Rückgrat der Polyschwefelsäuren besteht aus eckenverknüpften {SO 4 }-Tetraedern, und der einfachste denkbare Vertreter mit n = 2 in der obigen Formel ist die Dischwefelsäure, H 2 S 2 O 7 . Erstaunlicherweise ist die Dischwefelsäure das einzige Kondensationsprodukt von H 2 SO 4 , für das eine detaillierte Struktur bekannt ist, [1] während Säuren mit n > 2 bisher noch nicht untersucht wurden. Auch für die Salze der Polyschwefelsäuren ist die Situation nur unwesentlich besser. Hier sind unsere Kenntnisse im Wesentlichen auf eine Reihe von etwa 20 gut charakterisierten Disulfaten beschränkt. [2] Außerdem wurde von MacGillavry et al. 1954 ein Trisulfat als Produkt der Reaktion von N 2 O 5 und SO 3 beschrieben. [3] Die Struktur wurde aus rçntgenographischen Filmdaten gelçst und die Raumgruppe der Verbindung später durch Cruickshank korrigiert. [4] Auch wenn die Kristallstruktur fehlerhaft erscheint und im Detail mçglicherweise revidiert werden muss, erscheint die Existenz des Trisulfat-Anions [S 3 O 10 ] 2À in der Verbindung sicher. Wir konnten kürzlich mit Pb[S 3 O 10 ] das zweite Trisulfat synthetisieren und strukturell einwandfrei charakterisieren. [5] 1969 wurde ein weiteres Polysulfat, K 2 S 5 O 16 , beschrieben und seine Struktur durch Weissenberg-Filmaufnahmen analysiert, die die Anwesenheit des Pentasulfat-Anions [S 5 O 16 ] 2À belegten. [6] Es bleibt jedoch festzuhalten, dass ein detailliertes und umfassendes Wissen über Polyschwefelsäuren und Polysulfate immer noch fehlt. Vor kurzem haben wir begonnen, das Potenzial von Oleum als Angewandte Chemie 5083