Die pathophysiologischen Ursachen des Tinnitus sind nicht gesichert. Nach Auslösung des Tinnitus, z.B. durch eine Schädigung des Cortischen Organs, kommt es bei den Betroffenen mit verstreichender Zeit häufig zu zentralnervösen Funktionsänderungen auch gesunder Strukturen mit Manifestation als chronischer Tinnitus. Nach Beck [4] reagieren die Stria vascularis und die Zellen des Cortischen Organs einförmig auf die unterschiedlichen Schädigungen. Ein Ödem führt evtl. bis zum Verschluß der funktionellen Endgefäße und blockiert letztlich die Mikrozirkulation. Sauerstoffmangel in der Cochlea behindert zumindest den Funktionsstoffwechsel. Er wird letztendlich, unabhängig von der Art der Noxe, als Endursache für den akuten Tinnitus gesehen [61, 20, 3, 5]. Histologisch wurden u.a. Verände-rungen der Mitochondrien und des Zytoskeletts, Ablösung der Haarzellen von der Tektorialmembran [55], Schwellung und Strukturveränderung der Nervenfaserenden [50] beobachtet. Positive Behandlungsergebnisse beweisen, daß ein irreversibler Zelluntergang nicht zwingend ist.Ti nnitus, in akuter oder chronischer Form, ist eine der häufigsten Diagnosen in einer Hals-Nasen-Ohren-Praxis. Sowohl der individuelle Fall als auch die Organisation einer Tinnitussprechstunbedürfen eines klaren Behandlungskonzepts.Beim chronischen Tinnitus ist dies mit der Einführung der Retrainingtherapie durch Jastreboff (1994( ) und Hazell (1994 in den angloamerikanischen Staaten und durch Biesinger ( ) und Kellerhals (1996 im deutschsprachigen Raum gegeben.In Deutschland wird im Gegensatz zu den angloamerikanischen und vielen europäischen Ländern auch die Akutbehandlung des Tinnitus durchgeführt und wissenschaftlich untersucht . Die Leitlinien hierfür wurden von der DEUT-SCHEN GESELLSCHAFT FÜR HALS-NASEN-OH-RENHEILKUNDE, KOPF -UND HALSCHIRURGIE erarbeitet. Die Literatur zu diesem Thema ist spärlich und hat bislang zu keinen feststehenden und geprüften Therapiemaßnahmen geführt.Interpretiert man einen akuten Tinnitus als Hörsturzäquivalent, so wird nach den Behandlungsmöglichkeiten des Hörsturzes verfahren. Auch diese Verfahren sind bislang nicht in ausreichender Form gesichert.Die vorliegende Arbeit soll zum gegenwärtigen Stand der Diskussion über die pathophysiologischen Modelle und zur Therapie des akuten und chronischen Tinnitus Stellung nehmen und die klinischen Erfahrungen aus Praxis und Klinikalltag einbeziehen.Die Betreuung der Tinnituspatienten ist oft aufwendig, und die notwendigen ausführlichen Gespräche sind zeitraubend.Durch Kürzung und Budgetierung der Gesprächsleistungen ist dem niedergelassenen HNO-Arzt und den ambulant tätigen Kliniken eine adäquate Abrechnung zur Zeit allerdings nicht möglich.