Professor Worfgang Liiiike zum 60. Geburtstag gewidmetUnter den cyclischen Kohlenstoffverbindungen treten Cyclopropan und seine Derivate durch ungewohnliche strukturelle, spektroskopische und chemische Eigenschaften hervor. Der Cyclopropanring steht der C=C-Doppelbindung n a e r als dem Cyclobutanring: Er ist ein Kleinring mit ,,Doppelbindungscharakter". Cyclopropyl-wie Vinylgruppen treten mit benachbarten n-Elektronensystemen und p-Elektronenzentren in Wechselwirkung; beide, Cyclopropanderivate und Olefine, bilden Metallkomplexe, addieren starke Sauren, Halogene und Ozon, beide lassen sich katalytisch hydrieren und gehen Cycloadditionen ein. Dabei beobachtet man zwar eine Abstufung der Reaktivitat -meistens iibertrifft die Doppelbindung den Dreiring -, jedoch keinen prinzipiellen Unterschied im Verhalten. -Obwohl Cyclopropanderivate seit mehr als 90 Jahren bekannt sind, waren die Aktivitaten auf diesem Gebiet erst in den letzten 25 Jahren rege. Mit der Entwicklung der Carbenchemie sind die Synthesemoglichkeiten fur Cyclopropanderivate sprunghaft gewachsen. In den letzten Jahren wurde das Reaktivitatspotential der Kleinringfunktion in zunehmendem MaSe auch fur Synthesen genutzt. Eine ansehnliche Reihe neu entwickelter Methoden auf dieser Basis demonstriert einleuchtend, daS der Cyclopropanring wegen seiner Reaktivitat ahnlich wie die C=C-Doppelbindung als Junktionelle Kohlenstoffgruppe" aufgefaRt werden kann. Diese Entwicklung ist in vollem Gange; mit gutem Grund darf man daher der Cyclopropanchemie erhebliche Aufmerksamkeit widmen.