Das Konstrukt Führungsstil beschreibt die Art und Weise, wie Lehrkräfte im Unterricht über eine Vielzahl an Situationen hinweg auf das Interagieren von Schüler*innen einwirken, um ein lehr-lernbezogenes Interaktionsgeschehen im Klassenzimmer zu verstetigen. In psychologischen Studien wird dieses Konstrukt als Prädiktor für den Lernerfolg von Schüler*innen beforscht. Darüber, wie Führungsstile durch die Realisierung von Interaktionspraktiken hergestellt werden, ist allerdings wenig bekannt. Der vorliegende Beitrag greift dieses Desiderat auf, indem Grundlinien eines Forschungsansatzes skizziert werden, der es ermöglicht, Stile interaktiven Führungshandelns als soziale Praxis im Umgang mit situativen Anforderungen der Interaktionssteuerung zu rekonstruieren. Vor dem Hintergrund einer kommunikationstheoretischen Beschreibung pädagogischen Handelns als Kontingenzbearbeitung werden gesprächsanalytische Vorschläge zur Analyse von Stilen interaktiven Führungshandelns adaptiert und für die mikroethnografische Untersuchung videographierter Unterrichtsinteraktionen aufgeschlossen. Anhand der Kontrastierung zweier Fallbeispiele wird gezeigt, wie mit einem solchen Ansatz neue Einsichten in die mikrologische Konstitution von Führungsstilen generiert und empirische Befunde zu situationsübergreifenden Selektionspräferenzen gewonnen werden können, die das Handeln von Lehrkräften in Auseinandersetzung mit alltäglichen Herausforderungen der Klassenführung kennzeichnen.