Die Werkstoffe Nr. 1.4301, 1.4571, 1.4439 und 1.4558 wurden bei Raumtemperatur in kalter Salzsäure (c(Cl−) = 1,5 mol/L und c(H+) = 1 mol/L, vereinzelt auch 0,1 und 0,01 mol/L) untersucht. Potentiostatische Halteversuche ergeben Daten für aktive Korrosion, Passivität und Lochkorrosion. CERT‐Versuche (10−6s−1, vereinzelt auch 2 · 10−7s−1) bei freier Korrosion zeigten eine Überlagerung zwischen transkristallinem Angriff und gleichförmigem Flächenabtrag, wobei das Ruhepotential bei verhältnismäßig negativen Potentialen im Aktivbereich liegt. Sauerstoffspülung hat nur einen geringen Einfluß und erhöht den Flächenabtrag. Mit abnehmendem c(H+) geht die Rißbildung stark zurück. Bei kathodischer Polarisation verbleiben dehnungsinduzierte Ankerbungen, die auf H‐ind. Korrosion zurückgeführt werden können. Bei anodischer Polarisation erfolgt Lochfraß ohne Rißansätze. Die Merkmale für Spannungsrißkorrosion nehmen mit abnehmender Dehnrate zu.
Aus den Untersuchungsergebnissen folgt, daß für aktive Spannungsrißkorrosion hohe Säurekonzentrationen vorliegen müssen. Für die Untersuchung sind zeitraffende CERT‐Versuche wenig geeignet. Stichversuche in warmen NaCl‐Lösungen, in denen langfristig Spannungsrißkorrosion auftreten kann, zeigten, daß ebenfalls mittels CERT‐Versuchen die Anfälligkeit für Spannungsrißkorrosion nicht erkannt werden kann. Auch eine Vorschädigung durch Lochfraß ändert nicht diesen Befund.