Zusammenfassung
Hintergrund
Hintergrund des Beitrags bildet die polarisierte mediale Debatte um rituelle sexuelle Gewalt gegen Kinder. Es haben sich zwei Lager gebildet, die sich gegenüberstehen und denen ein sachlicher Austausch miteinander nicht möglich ist.
Ziel
Der Artikel verfolgt daher das Ziel, einen klinischen Beitrag zur Überbrückung der Differenzen zu leisten und argumentiert vor allem im Sinne des Wohls von Patient:innen dafür, sich auf eine Evidenzbasierung sowohl in der Krankenbehandlung als auch im wissenschaftlichen Diskurs zu besinnen.
Material und Methoden
Der Beitrag basiert auf der kritischen Auseinandersetzung mit exemplarischer Fachliteratur, öffentlichen Untersuchungsberichten zu Fehlbehandlungen vor allem in der Schweiz sowie auf die Medienberichterstattung.
Ergebnisse
In bestimmten psychotraumatologischen Kreisen sowie in den Medien (gerade auch in sozialen Medien auf Plattformen wie Telegram) ist ein Verschwörungsnarrativ über ein großes Täter:innennetzwerk, welches im rituellen Kontext Kindern schwerste Gewalt antue, präsent. Ein unkritischer Glaube z. B. an Konzepte wie „mind control“ (Vorstellung eines absichtlichen und planvollen Herbeiführens einer dissoziativen Identitätsstörung) hat zu Fehlbehandlungen von Patient:innen sowie im Gegenzug zu einem grundlegenden Misstrauen gegenüber deren Aussagen geführt. Dadurch droht diesen ohnehin vulnerablen Patient:innen weiterer Schaden, was den basalen Prinzipien medizinischer Ethik widerspricht.