Verletzlichkeit ist ein Begriff, der innerhalb der Disability Studies ambivalent verhandelt wird. Wie die Disability Studies herausgearbeitet haben, ist Verletzlichkeit nicht eine Eigenschaft einer dezidierten Bevölkerungsgruppe, sondern vor allem ein Resultat gesellschaftlicher Verhältnisse. Anknüpfend an Karl Marx und die sogenannte Wertabspaltungskritik wird gezeigt, dass unter kapitalistischen Verhältnissen alle Menschen auf spezifische Weise verletzlich sind, da die gesellschaftliche Arbeitsteilung hier eine spezifische Form annimmt. Weil eine vollständige Kontrolle über Verletzlichkeit weder individuell noch gesellschaftlich möglich ist und folglich Verletzlichkeit niemals abgeschafft werden kann, ist es politisch geboten, Umgangsformen mit dieser Verletzlichkeit zu finden. Anhand einer Utopie der Verletzlichkeit werden einige systemimmanente wie systemtranszendierende Maßnahmen skizziert.