Der vorliegende Essay beleuchtet die ungleichen Auswirkungen von prekären Arbeitsbedingungen an deutschen Universitäten. Dabei vertreten wir die These, dass diese ganz unmittelbar zur Reproduktion sozialer Ungleichheit innerhalb des wissenschaftlichen Feldes beitragen, insofern Frauen und andere Menschen, die weniger privilegiert sind als weiße Cis-Männer mit bildungsbürgerlichem Hintergrund, die akademische Laufbahn in der PostDoc-Phase eher verlassen. Wir plädieren nicht nur für bessere Arbeitsbedingungen – weniger Befristungen, einen Abbau feudaler Strukturen, mehr Dauerstellen, und eine „kurze Vollzeit“ –, die Aufrechterhaltung und den Ausbau von Gleichstellungsmaßnahmen, sondern auch für eine Wissenschaftskultur, die sich vom männlichen Geniemythos abwendet, nicht mehr auf permanente Entgrenzung setzt und kollektive Prozesse in der Produktion wissenschaftlicher Erkenntnisse in Rechnung stellt.
Von "Sex"-und "Rettungsindustrien". Anmerkungen zur Debatte um Prostitution und bestehenden Forschungsdesideraten SARAH SPECK In den letzten Jahren wurde in Deutschland wie auch in anderen europäischen Ländern und auf EU-Ebene so heftig über Prostitution gestritten wie seit langem nicht mehr. Ausgangspunkt waren Gesetzgebungsbestrebungen, die in verschiedenen Ländern in gänzlich unterschiedlichen Rechtstexten mündeten und entsprechend unterschiedliche Auswirkungen auf die Regulierung von Prostitution, auf stadtpolitische Fragen, auf die Lebensführung und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen wie auf die Bedingungen auf Seiten der Konsumenten sexueller Dienstleistungen hatten. 1 In Deutschland ging es in den erhitzten medialen Debatten zwischen 2013 und 2015 um die Novellierung des 2002 eingeführten Prostitutionsgesetzes. Am deutlichsten hörbar waren dabei zwei Positionen -auf der einen Seite die Gegner*innen von Prostitution, auf der anderen Seite die Fürsprecher*innen der Liberalisierung -deren Unversöhnlichkeit sicherlich auch in der Art und Weise, wie die Diskussion geführt wurde, begründet ist: Die mediale Debatte, die von der Zeitschrift Emma durch die Kampagne für ein Sexkauf-Verbot lanciert wurde und die -betrachtet man allein die Bildpolitiken in den Medien aller Couleur -immer wieder von einer großen Portion Voyeurismus gespeist wurde, war sicherlich nicht von dem Ansinnen einer räsonierenden Verständigung über den politischen Umgang mit kommerzieller Sexualität geprägt. Beim Feld sexueller und erotischer Dienstleistungen handelt es sich um einen Arbeitsbereich, der einerseits eine nicht zu übersehende ökonomische Bedeutung hat und durch Digitalisierungsprozesse weiter wächst, andererseits immer wieder Formen der Ausbeutung und Gewalt hervorbringt, die mit Machtasymmetrien ebenso zu tun haben wie mit seiner Vergeschlechtlichung und Stigmatisierung, und in dem sich auf komplizierte Weise Fragen von Ungleichheit -nicht nur der Geschlechter -sowie von Handlungsfreiheit stellen. Doch anstatt sich auf die Komplexität dieser Fragen einzulassen, wurde eine Debatte inszeniert, in der es, wie so oft bei erhitzten politischen Auseinandersetzungen, nicht darum ging, die Argumente der gegnerischen Position in ihrem Kern und Anliegen nachzuvollziehen. Stattdessen wurden in der medialen Öffentlichkeit insbesondere die genannten zwei Positionen profiliert, die, obwohl sie jeweils die moralische Position für sich in Anspruch nehmen, für freiheitlich strukturierte Beziehungen und gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt Stellung zu beziehen, gleichermaßen die Komplexität des Feldes reduzieren, systematisch Blindflecken produzieren und die andere Seite weitgehend diffamieren.
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