Zusammenfassung
Ziel Pflegebedürftige Menschen in Deutschland werden im
Rahmen der häuslichen Pflege hauptsächlich von ihren
Angehörigen versorgt, die dabei unterschiedliche Entlastungs- und
Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen. Ziel dieser Studie ist es,
die Häufigkeit der tatsächlichen Nutzung sowie die
gewünschte Nutzung von ambulanten Entlastungs- und
Unterstützungsangeboten zu ermitteln. Als Ursache für die
Pflegebedürftigkeit werden dabei Demenzerkrankungen und
Nicht-Demenzerkrankungen unterschieden.Methodik Die Daten
stammen aus einer repräsentativen Stichprobe pflegender
Angehöriger von gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen, die
vom MD Bayern zur Pflegegradeinstufung begutachtet wurden (N=958). Die
Nutzung folgender ambulanter Entlastungs- und Unterstützungsangebote
wurde untersucht: ambulanter Pflegedienst, Haushaltshilfe, Tagespflege, Essen
auf Rädern, Fahrdienst, Betreuungsdienst, 24-Stunden-Betreuung und
Betreuungsgruppe. Charakteristika der pflegebedürftigen Personen, der
pflegenden Angehörigen und der Pflegesituation wurden erfasst.
Unterschiedsanalysen wurden mittels Chi2-Tests sowie t-Tests
durchgeführt. Ergebnisse Die Inanspruchnahme der
ambulanten Unterstützungsangebote fiel trotz hoher Pflegebelastung der
pflegenden Angehörigen eher gering aus: Sie reichte von 1,7% bei
der Betreuungsgruppe bis 38,4% beim ambulanten Pflegedienst.
Über 40% der Befragten nutzten keines der acht Angebote. Von
diesen Nicht-Nutzern hatten jedoch 72% den Wunsch, in Zukunft mindestens
eines dieser Angebote nutzen zu wollen. Die Haushaltshilfe und der ambulante
Pflegedienst waren von den Nicht-Nutzern die am häufigsten
gewünschten Angebote. Bei Demenzerkrankungen war die
tatsächliche und gewünschte Nutzung, insbesondere bei
Tagespflege, Betreuungsgruppe und Betreuungsdienst, häufiger als bei
anderen Ursachen der Pflegebedürftigkeit.
Schlussfolgerung Der Wunsch nach Nutzung ist deutlich
höher als die Wirklichkeit der Inanspruchnahme, die bei ambulanten
Entlastungsangeboten von niedrigen Nutzungsraten geprägt ist. Es gilt,
die Ursachen für diese Diskrepanz zu erforschen. Daraus sollten wirksame
Strategien entwickelt werden, die pflegenden Angehörigen so zu beraten,
dass passende Entlastungsangebote die pflegenden Familien auch erreichen und
damit die häusliche Pflegesituation stärken.