Die erste Angabe fiber Sehreibkrampf verdanken wir Karl Bell. In seiner ,,Untersuchung des Nervensystems" 1830 heisst es am Schluss des Absehnittes tiber die ,,Oertliehe Liihmung der Muskeln der Extremitaten": ,,Ieh babe den Verlust der zum Schreiben notvCendigen Kombination der Bewegungen beobaehtet oder die Bewegungen yon so unregelmassiger Art, dass die Buchstaben im Ziekzack niedergesehrieben wurden~ wahrend die Fahigkeit, den Arm kriiftig zu rfihren, zu leehten, nngestiirt blieb." In diesen Worten ist in der Hauptsache die Definition des Sehreibkrampfes (Mogigraphie, Graphospasmus) enthalten. Es handelt sieh also um eine unabhiingig vom Willen des Kranken auftretende Funk-tionsstSrung der Hand-bzw. der Armmuskeln, die abet nur beim Schreiben sich einstellt, wobei die Sehrift entstellt oder undeutlieh wird, wahrend die Fiihigkeit, diese Muskeln zu anderer Arbeit zu gebrauehen, erhalten bleibt. Doeh werden wir in einem unserer Falle sehen, dass gelegentlich sieh auch Stiirungen anderer Bewegungen bei Sehreibkrampfkranken naehweisen lassen. Es gibt wenig Falle yon Sehreibkrampf, die nicht StSrungen im Sinne einer allgemeinen Neurose aufzuweisen haben. Nach den Angaben Oppenheim's leiden die meisten seiner Schreibkrampfpatienten an Neurasthenie, einige an Hemikranle, Neuralgie, Stottern, Schwindel, Epilepsie. Selbst Kombinationen mit organisehen Erkrankungen sind beobachtet worden. Multiple Sklerose, Paralysis agitans, an den oberen Extremiti~ten beginnende Tabes, Hemiplegie des Armes, Arteriosklerose der Armarterien~ Neuritis einzelner Armnerven, 'Dystonia museulorum progressiva und Agraphie kSnnen SchreibstSrungen vortauschen, die den funktionellen StSrungen i~hnlich .sind. Abet auch bei Hysterie, der grossen Nachahmerin aller Krankheiten, und bei Neurasthenie kommt Zittern vor, das Sehreib-stSrungen und Unfiihigkeit zu sehreiben bedingt.
