EINLEITUNGDer Reichtum an physiologischen Problemen und die Spezialisierung der Arbeitsweise haben viele ]3iologen, die sich der physiologischen Erforschung der Ontogenese widmen, mehr und mehr vom Standpunkt der Morphologie entfernt. Dadurch sind die F.rgebnisse der vergleichenden Formkunde oft vernachl~issigt worden, ja in vielen Fillen f/ihrte die Entfremdung sogar zur Ablehnung morphologischer Auffassungen, besonders wenn diese yon der Evolutionstheorie bestimmt waren.Diese Entfremdung zwischen morphologischer und physiologischer Betrachtungsweise wird zur Gefahr, sobald man versucht, gr6ssere biologische Tatsachengebiete zu ordnen. Eine solche Synthese darf nicht einfach das Resultat einzelner Arbeitsarten vernachl~issigen, denn ein so entstandenes ,,Gesamtbild" kann seine Einheitlichkeit nur durch innere Armut erreichen. Dass es an der Zeit ist, auf diese Gefahr einseitiger 5ynthesen nachdrficklich hinzuweisen, zeigt der Umstand, class in einem so grossz/igigen und reichen Werk, wie es GROEBBELS mit seiner Monographie ,,Der Vogel" begonnen hat, yon vornherein auf die Mitarbeit der Abstammungslehre verzichtet wird. Der Verzicht wird damit begrfindet, dass die Evolutionslehre zu unsichere Ergebnisse gezeiti~ habe. GROEBBELS schreibt in der Einleitung zum I. Band (~932, 5. 7): ,,Bekanntlich ist die Ableitung der V6gel aus den Reptilien bereits ein Lehrbuchgrundsatz geworden". Auf derselben Seite kommt er aber zum Schluss, ,,wir werden uns fragen mfissen, ob sich diese besondere Einrichtung (die Gleichzeitigkeit des Schlags beider Vogelflfigel) fiberhaupt phylogenetisch aus den vierfiissigen Reptilien ableiten l~isst". Er schliesst seine Betrachtung der Resultate der Evolutionslehre (S. 8) : ,,Ziehen wit nun das Fazit aus unserer Betrachtung fiber den positiven Gehalt der Abstammungslehre ffir die Vogelkunde, so dfirfen wir wohl sagen, dass sie bei ihrer schwierigen und problematischen Diskussionsgrundlage wenig geeignet erscheint, den Boden ffir eine