Es gibt zwar schon seit dem Mauerfall einen populären Diskurs über die Verständigungsschwierigkeiten zwischen Ost-und Westdeutschen und über die sprachlichen Unterschiede auf beiden Seiten. Über die Meinungen und Einstellungen zu sprachlichen Fragen ist aber so gut wie nichts bekannt. In diesem Beitrag wird untersucht, wie (bzw. wie verschieden) die Deutschen in Ost und West über das Deutsche, über andere Sprachen, über Sprachgebrauch und Sprachpolitik denken. Dabei zeigt sich, dass statistisch gesehen die Gemeinsamkeiten deutlich größer sind als die Unterschiede. Materielle Grundlage für die Untersuchung ist eine repräsentative Meinungsumfrage, die die Forschungsgruppe Wahlen im Herbst 2008 für das Institut für Deutsche Sprache und die Universität Mannheim durchgeführt hat. The discourse about communication problems between East and West Germans and about linguistic differences between German in East and West has been popular since the fall of the Berlin Wall. But nearly nothing is known about opinions and attitudes regarding linguistic questions. This paper examines how (and how differently) Germans in East and West think about German and other languages, about language use and language politics. Our results indicate that, statistically, both East and West Germans have a lot more in common than there are differences. The data used for this study is drawn from a representative public opinion poll conducted by the Forschungsgruppe Wahlen (research group on elections) for the Institut für Deutsche Sprache and Mannheim University in autumn 2008. Dass es auf den verschiedensten Ebenen Unterschiede zwischen dem westlichen und dem östlichen Teil Deutschlands gibt, Unterschiede im Erleben, in den Biographien, in den Einstellungen, ist zunächst einmal eine triviale Feststellung. Hellmann betont zurecht: "Es gibt unterschiedliche Lebenserfahrungen in Ost und West, es gibt unterschiedliche Sozialisationen. Und dazu gehört selbstverständlich und nicht zuletzt der jeweils vertraute Sprachgebrauch." (Hellmann 2004, S. 19) Und prinzipiell steht zu erwarten, dass diese Unterschiede in der Sozialisation, die Unterschiede im gemeinsamen Erinnerungshorizont, in der kollektiven Perspektive auf die Welt von anderer Art sind als die regionalen Unterschiede, die man, bei der Wahl des entsprechenden Maßstabs, überall-auch innerhalb des Westens, auch innerhalb des Ostens-findet. Die Frage ist dann aber, von welcher Art diese Unterschiede sind, wie tief sie reichen, und ob sie überhaupt ein Problem darstellen müssen. Die Frage ist, ob die Kategorie der Ost-West-Unterschiede eine relevante Kategorie ist. Von den tatsächlichen wie von den vermeintlichen sprachlichen Differenzen zwischen Ost und West war hier bereits ausführlich die Rede. 2 In diesem Beitrag soll es darum gehen, wie die Deutschen in Ost und West auf die Sprache blicken, die sie teilen und die sie verbindet. Nicht der Sprachgebrauch, sondern die Einstellungen zur Sprache stehen hier im Vordergrund, die Meinungen und Haltungen, die die Sprachteilhaber zum Deutschen haben, au...
Thema des Beitrags ist die Frage, wie in einer quantitativen Herangehensweise die Spracheinstellungen von linguistischen Laien erfasst werden können. Das IDS hat 2017/18 im Rahmen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) eine neue bundesweite Repräsentativerhebung zu Spracheinstellungen durchgeführt. Im Beitrag präsentieren wir erste Ergebnisse dieser Erhebung und verknüpfen sie mit früheren Erhebungen. In drei Abschnitten befassen wir uns mit der Bewertung von regionalen Varietäten des Deutschen und der Bewertung des Standards, mit Meinungen zu sprachlichem Gendern sowie, aus einer methodischen Perspektive, mit der Erhebung von sprachlichen Daten im deutschen Mikrozensus. 1 Einleitung Sprache geht nicht nur Linguisten an. Und nicht nur Linguisten interessieren sich für Sprache. Da sprachliches Handeln immer auch soziales Handeln ist, ist Sprache-in ihren verschiedenen Ausprägungen-Gegenstand und Instrument sozialer Einordnungen und Zuschreibungen; jede Sprachteilhaberin, jeder Sprachteilhaber hat-in unterschiedlichem Reflektiertheitsgrad-Meinungen und Einstellungen zur eigenen Sprache und zu der der anderen. Bei der Erfassung der Spracheinstellungen linguistischer Laien bewegt man sich, etwas vereinfacht gesagt, zwischen zwei Polen: man kann entweder, in einem qualitativ orientierten Zugang, von wenigen Probanden viele und komplexe Einzeldaten produzieren lassen und versuchen, daraus ein möglichst umfassendes Bild zu gewinnen. Dieses Vorgehen ist methodisch sehr aufwendig; es hat den Vorteil, dass es differenzierte Kontextualisierungen erlaubt, aber den Nachteil, dass genau deswegen Generalisierungen der Befunde schwierig sind. Oder man kann, in einem quantitativ orientierten Zugang, von sehr vielen Probandinnen und Probanden Daten erheben, die dann aber von geringerer Komplexität sein müssen. Das ist ebenfalls, aber auf andere Weise aufwendig; einer der Vorteile dieses Verfahrens besteht darin, dass man über die Größe der Stichprobe einiges von dem Rauschen, das empirische Daten dieser Art immer produzieren, auffangen kann. Ein solch quantitativer An
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