ZusammenfassungUntersuchungen zeigen den großen Bedarf, existenzielle und spirituelle Bedürfnisse von akut oder chronisch erkrankten und vor allem von älteren schwerkranken und sterbenden Menschen wahrzunehmen und diesen kompetent zu begegnen. Spiritual Care wird zwar in Definitionen und Leitlinien als unverzichtbare Dimension von Palliative Care aufgeführt, es bleibt jedoch unklar, wie sie personell, strukturell und organisatorisch im Gesundheitswesen realisiert werden kann.Mit dem Modellprojekt „Spiritual/Existential Care interprofessionell“ (SpECi) wird als primäres Ziel die Verbesserung der Lebensqualität von Patient*innen/Bewohner*innen in der letzten Lebensphase verfolgt.An sieben Modellstandorten wurden Mitarbeitende in Krankenhäusern, Einrichtungen der Altenpflege, stationären Hospizen und Palliativstationen im Zeitraum von August 2021 bis Mai 2022 in einer 40-stündigen Qualifizierung in Spiritual/Existential Care geschult. Die geschulten Multiplikatoren (haupt- und ehrenamtlich Tätige) aus verschiedenen Gesundheitsberufen sollen befähigt werden, den Spiritual-Care-Ansatz in den alltäglichen Arbeitskontext zu integrieren. Die wissenschaftliche Begleitforschung zu den Wirkungsfaktoren der Multiplikatorenschulung in und damit auch durch Spiritual/Existential Care hilft, das vorliegende Modell zu evaluieren und weitere Maßnahmen zu einer Verbesserung der spirituellen Sorge um ältere und sterbende Menschen in den Einrichtungen des Gesundheitswesens zu entwickeln. Der Durchführungszeitraum des von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW geförderten Projekts reicht vom 01.10.2020 bis 30.09.2023. Aktuell befindet sich das Modellprojekt in der letzten von drei Befragungsphasen.
Zusammenfassung
Hintergrund Angehörige von Patient*innen und
Bewohner*innen aus Alten-/Pflegeheimen, Geriatrie,
Palliativstationen und stationären Hospizen stehen zumeist nicht im
Zentrum der Beachtung durch das betreuende Personal dieser Einrichtungen.
Fragestellung Wie stellt sich ihr Belastungs- und
Unterstützungsempfinden dar und wie hängt dieses mit dem
Befinden zusammen?
Methoden Anonyme Querschnittserhebung mit standardisierten
Fragebögen unter Angehörigen von Bewohner*innen/
Patient*innen aus Alten-/Pflegeheimen, Geriatrie,
Palliativstationen und Hospizen.
Ergebnisse Das psychologische Befinden der Angehörigen
(n=228) war eher gering und ihr Belastungsempfinden aufgrund der
Situation ihrer Familienangehörigen im mittleren
„auffälligen“ Bereich. Die meisten waren zufrieden mit
der Unterstützung durch ihre Familie (59%),
Freunde/Bekannte (50%) sowie durch das therapeutische Personal
(53%), jedoch deutlich weniger mit der Unterstützung durch die
Seelsorge (28%). Auch mit der Unterstützung ihrer eigenen
spirituellen Bedürfnisse durch das therapeutische Personal waren
69% zufrieden. Das Beeinträchtigungsempfinden hat damit jedoch
nichts zu tun. Für das spirituelle Wohlbefinden zeigt sich jedoch, dass
die Dimension Sinn und Bedeutung moderat mit dem Support durch Familie,
Freunde/Bekannte sowie durch das therapeutische Personal
zusammenhängt. Dass die Zufriedenheit mit deren Unterstützung
weniger mit dem psychologischen Wohlbefinden als mit dem spirituellen
Wohlbefinden zusammenhängt, insbesondere mit der Dimension Sinn, ist
überraschend.
Schlussfolgerungen Auf Mitarbeitende im Gesundheitssystem, insbesondere in
den letzten Lebensphasen der von ihnen begleiteten Patient*innen und
Bewohner*innen, kommen nicht nur unmittelbare Betreuungsaufgaben zu,
sondern auch Anforderungen seitens der Angehörigen, die über
reine Informationsbedürfnisse hinausgehen. Auch sie haben dezidierte
spirituelle Bedürfnisse, die denen der Patient*innen
ähneln. Hier sind Spiritual Care Schulungsprogramme sinnvoll, die auch
die Angehörigen in den Blick nehmen.
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