Polyneuropathien (PNP) sind erworbene oder hereditäre Erkrankungen des peripheren Nerven. Klinisch objektive Symptome sind Reflexausfälle, Entwicklung schlaffer atrophischer Paresen und Störun-gen der Oberflächen-und Tiefensensibilität, letztere verbunden mit einer Gang-und Standataxie. Dazu kommen subjektive sensible Reizerscheinungen (Hypästhesien, Parästhesien, Dysästhesien), abhän-gig von den betroffenen Nervenfasern. Besteht der Verdacht auf eine PNP, kann anhand neurophysiologischer Untersuchungen (Elektromyographie und -neurographie) zwischen primär axonaler und demyelinisierender Neuropathie unterschieden werden. Initial ist auch die Einteilung nach Verteilungstyp der PNP und Progredienz hilfreich, da bei rascher Progredienz schnelle Diagnostik inklusive Lumbalpunktion und Biopsie (Nerv und/oder Muskel) angezeigt ist. Definitionsgemäß zeigt eine akut auftretende PNP eine Progression von < 4 Wochen, eine subakut verlaufende PNP eine 4-8 Wochen dauernde und eine chronisch verlaufende PNP eine länger als 8 Wochen dauernde Progression (15). Bleibt die Ätiologie trotz Labor-, Liquordiagnostik und Biopsie ungeklärt, ist eine Tumorsuche sinnvoll, die im Verlauf der Erkrankung auch wiederholt werden sollte. Primär demyelinisierende PolyneuropathienPrimär demyelinisierende PNP sind selten (6), die Liste der Differenzialdiagnosen übersichtlich. Nur wenige primär demyelinisierende PNP zeigen einen akuten oder subakuten Verlauf. Mit Ausnahme der hereditären Neuropathien sind sie immunvermittelt und prinzipiell behandelbar. Guillain-Barré-Syndrom / chronisch-inflammatorisch demyelinisierende Polyradikuloneuropathie / ParaproteinämienDas Guillain-Barré-Syndrom (GBS) beginnt distal mit oft rasch aufsteigenden symmetrischen Paresen, leichten Sensibilitätsstörungen und Beteiligung des autonomen Nervensystems. Im Liquor ist eine zytoalbuminäre Dissoziation typisch (2). Assoziationen mit vorausgegangenen Infektionserkrankungen (Campylobacter jejuni, Mycoplasma pneumoniae, Cytomegalie-, Epstein-Barr-Virus) und Gangliosid-Antikörpern (GM1-IgG-AK) wurden beschrieben (29). Die Diagnose GBS kann meist anhand charakteristischer klinischer, neurophysiologischer, serologischer Befunde und Liquordiagnostik gestellt werden. Die chronisch-inflammatorisch demyelinisierende Polyradikuloneuropathie (CIDP) ist eine Variante des GBS mit teils subakutem Beginn, relapsierendem Auftreten und teils chronisch-progredientem Krankheitsverlauf. Das Liquoreiweiß ist erhöht, oft liegen proximale und distale Paresen vor (12). Es gibt eine Assoziation mit monoklonaler Gammopathie, auch "CIDP-MGUS" genannt (32). Demyelinisierende Neuropathien entwickeln sich auch isoliert in Assoziation mit Paraproteinämien, häufiger im höheren Lebensalter. Meist sind es MGUS, seltener ist die Assoziation mit Plasmozytom, Amyloidose und M. Waldenström. Bei der IgM-Gammopathie kann es zu einer langsam progredienten sensiblen oder sensomotorisch-demyelinisierenden PNP (21) mit Nachweis von Antikörpern (AK) gegen Myelin-assoziiertes Glykoprotein (MAG), seltener Antisulfa...
Glossar: AMA = antimitochrondriale AK; ANA = antinukleäre Antikörper; ANCA = antineutrophile cytoplasmatische Antikörper; AK = Antikörper; CIDP = chronische inflammatorisch-demyelinisierende Polyradikulopathie; ds-DNS-AK = doppelsträngige DNSAntikörper; GBS = Guillain-Barré-Syndrom; GM1-/GM2-/GQ1b-/ Gd1a-AK=Gangliosid AK; HNPP=Hereditäre Neuropathie mit Neigung zu Druckparesen; IVIG = intravenöse Immunglobulingabe; MAG = Myelin-assoziiertes Glykoprotein; MGUS = monoklonale Gammopathie unbestimmter Signifikanz; MMN = Multifokale motorische Neuropathie; MRT = Magnetresonanztomographie; PNP = Polyneuropathie; PMP = peripheres Myelin-Protein; SGPG = Sulfoglucuronyl-Paragloboside Primär demyelinisierende Polyneuropathien (immunvermittelt)Guillain-Barré-Syndrom (und Unterformen) / chronische inflammatorisch-demyelinisierende Polyradikulopathie / Paraproteinämien Die intravenöse hochdosierte Immunglobulingabe (IVIG) mit 0,4 g/kg KG über 5 Tage wird beim GBS als nicht-invasive Therapieform meist bevorzugt und ist in ihrer Wirkung der Plasmapherese gleichzusetzen (37). Glukokortikoide zeigen beim GBS keinen Effekt (17,18). Bei Übergang in die chronische GBSForm, die chronisch-inflammatorisch demyelinisierende Polyradikuloneuropathie (CIDP) und bei der relapsierenden Form sind Glukokortikoide indiziert (initial 1-1,5 mg/kg KG, meist 80-120 mg/die), auch die Plasmapherese kommt zum Einsatz (38). Die positive Wirkung von IVIG bei CIDP wurde in mehreren Studien belegt (39). Tritt unter diesen Therapien keine Besserung ein, kommen zusätzlich immunsuppressive Substanzen wie Azathioprin, Methotrexat und Cyclophosphamid zum Einsatz. Eine Studie (11) zeigte jedoch keinen weiteren Nutzen durch Gabe von Azathioprin in Kombination mit Glukokortikoiden. In Einzelfällen konnte eine Stabilisierung oder Besserung durch Gabe von Cyclosporin A erzielt werden in einer Anfangsdosis von 3-5 mg/kg KG/die (24). CIDP-Patienten mit proximalen und distalen Paresen scheinen von einer Glukokortikoidgabe zu profitieren, unabhängig ob es sich um eine CIDP oder eine CIDP-MGUS handelt (2). Bei Paraproteinämien bei zugrunde liegendem Plasmozytom und M. Waldenström wird die jeweilige Grunderkrankung therapiert. Plasmapherese kann effektiv sein bei . Patienten mit monoklonaler IgMGammopathie mit oder ohne MAG-AK, können von intensivierten immunmodulierenden Therapien profitieren, wie einige Untersuchungen gezeigt haben: unter anderem von Plasmapherese (16), Plasmapherese plus iv-Cyclophosphamid (3), Plasmapherese plus Chlorambucil (32), hochdosierter intravenöse Immunglobulingabe (IVIG) (7), der Gabe von alpha-Interferon (25). Nicht immer spricht diese Neuropathie auf eine zytostatische Therapie an (29). Multifokale Motorische NeuropathieViele Autoren berichteten über die Behandlung mit Glukokortikoiden allein (36) oder in Kombination mit Plasmapherese oder immunsuppressiven Substanzen (14). Nur bei wenigen Patienten wurde damit eine Besserung erzielt (8), wesentlich mehr zeigten sogar eine klinische Verschlechterung (10). Seit 1992 ist bekannt, dass dies...
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