Zusammenfassung. Eine aktive Beteiligung am Unterrichtsgespräch gilt als wichtiger Baustein schulischen Lernens und als Indikator für bildungsbezogene Partizipation. In der vorliegenden Studie wurden mittels Video-Kodierungen von Schüler-Lehrkraft-Interaktionen die individuelle Beteiligung von N = 628 Schülerinnen und Schülern im naturwissenschaftlichen Sachunterricht an Grundschulen erfasst (N = 893 verbale Beteiligungen und N = 1.740 weitere Meldungen). Die Ergebnisse zeigen, dass sich Schülerinnen und Schüler mit erhöhten Risikomerkmalen für ungünstige schulische Leistungsentwicklungen seltener von sich aus am Unterricht beteiligten und dass Lehrkräfte diese Selektion durch ihr Aufrufverhalten nicht maßgeblich kompensierten. Zudem ging eine Unterrichtsbeteiligung mit höherem Lernerfolg einher. In diesen Prozessen zeigt sich zum einen ein differenzielles (ein für individuelle Schülerinnen und Schüler unterschiedliches) Unterrichtsangebot der Lehrkraft und zum anderen eine differenzielle Nutzung dieses Angebots durch die Schülerinnen und Schüler. Die Befunde können damit zur Erklärung von differenziellen Leistungsentwicklungen beitragen. Ein besonderes pädagogisches Augenmerk sollte deshalb auf jenen Kindern liegen, die nicht aktiv am Unterrichtsgespräch beteiligt sind.
ZusammenfassungUnterricht stellt ein interaktives Geschehen dar. Die verbale Beteiligung der Schüler*innen an der Interaktion im Unterricht kann dabei als Indikator für die Nutzung von Lernangeboten, aber gleichzeitig auch als potenzielles Lernangebot für andere an der Interaktion beteiligte Schüler*innen interpretiert werden. Der Artikel stellt eine netzwerkbasierte Betrachtung von ko-konstruktiven Interaktionsprozessen vor, um sich der Beschreibung und Analyse von Angebots-Nutzungs-Prozessen im Unterricht anzunähern. Netzwerkbasierte Betrachtungen liefern dabei nicht nur geeignete Visualisierungen, um Interaktionsprozesse übersichtlich darzustellen, sondern auch auf quantitativen Verfahren beruhende Ansatzpunkte für die Analyse von videobasierten Daten. Datengrundlage bildet eine schüler*innenzentriert videografierte Gruppenarbeitsphase (fünf Gruppen á 4 Schüler*innen) im Deutschunterricht einer dritten Klasse. Zur Analyse der dynamischen Interaktionsprozesse wurden die gerichteten Redebeiträge (wer spricht zu wem) der Schüler*innen sowie der Lehrkraft im zeitlichen Verlauf bezüglich ihrer Art (aufgabenbezogen prozessorientiert, aufgabenbezogen ergebnisorientiert, nicht-aufgabenbezogen) von vier geschulten Kodierer*innen kodiert. Die Analysen zeigen, dass sich der methodische Ansatz der Netzwerkanalyse eignet, um abzubilden, wer wie stark an der Bearbeitung einer Lernaufgabe beteiligt ist und wer konkret ein Lernangebot erhält. Zudem kann aufgezeigt werden, wer gemeinsam ko-konstruktiv an der Lösungsfindung beteiligt ist und wie sich der Interaktionsprozesse über die Zeit entwickelt. Die Ergebnisse werden hinsichtlich ihres Mehrwerts und möglicher Anschlussstudien kritisch diskutiert.
Zusammenfassung. Die vorliegende schülerzentrierte Videostudie untersucht die Generalisierbarkeit und Zuverlässigkeit von Videobeobachtungen des verhaltensbezogenen engagements von Schülerinnen und Schülern unter Berücksichtigung der aktiven Arbeitsphasen (Partner-, Gruppenarbeit, Ergebnissicherung im Plenum) einer dritten Grundschulklasse ( N = 20 Schülerinnen und Schüler). Anhand eines adaptierten Münchner Aufmerksamkeitsinventars ( Helmke & Renkl, 1992 ) wurden alle Lernenden in ihrem individuellen, verhaltensbezogenen engagement in Ein-Sekunden-Intervallen über den Verlauf des Unterrichts von vier unabhängigen Kodiererinnen während der aktiven Arbeitsphasen beurteilt. Videostudien werden in der pädagogisch-psychologischen Unterrichtsforschung häufig zur Beschreibung und Analyse unterrichtlicher Prozesse durchgeführt, obwohl sie als sehr ressourcenintensiv und aufwändig gelten. Daher wird in dieser Studie ebenso untersucht, bis zu welcher Anzahl an Sekunden das verhaltensbezogene engagement der Schülerinnen und Schüler noch reliabel beobachtet werden kann, um eine effiziente und ökonomische Designplanung zu ermöglichen. Die Ergebnisse der G-Studie zeigen erwartungskonform, dass der Großteil der erklärbaren Varianz über alle Arbeitsphasen hinweg auf die individuellen Lernenden (18.85%) zurückzuführen ist. Der Zeitpunkt in Sekunden (2.67%) erklärt hingegen nur einen marginalen Varianzanteil. Es bleibt ein großer Anteil unerklärter Residualvarianz (78.48%). Der Zuverlässigkeitskoeffizient liegt mit Φ = .99 in einem sehr guten Bereich. Die Entscheidungsstudie (D-Study) ergibt, dass selbst bei 30 beobachteten Sekunden ein zuverlässiges Ergebnis erzielt werden kann (Φ = .87). Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass schülerzentrierte Videoanalysen sich besonders zur Erfassung des verhaltensbezogenen engagements aller Schülerinnen und Schüler eignen, da über den gesamten Unterrichtsverlauf Informationen über alle Lernenden vorliegen. Ebenso tragen die Ergebnisse zu einer ökonomischen Designplanung von schülerzentrierten Videostudien zum verhaltensbezogenen engagement bei.
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