ZusammenfassungChronische Erkrankungen haben neben erheblichen sozioökonomischen Auswirkungen vor allem auch bedeutende Einschränkungen auf die Lebensqualität und somit auch auf die Zahl der gesunden Lebensjahre von Patienten. Während in den medizinischen Leitlinien Einigkeit darüber besteht, dass Bewegung ein essenzieller Bestandteil der Behandlungsoptionen darstellt, sind auf der motivationalen Ebene große Anstrengungen nötig, um Patienten zur regelmäßigen Bewegung anzuregen. Ein bisher vernachlässigter Aspekt stellt in der Gesundheitskommunikation der Aspekt der Gesunden Lebensjahre dar, welche ein Patient noch erwarten kann. Die vorliegende Untersuchung befasst sich daher erstmals mit den Auswirkungen einer dreimonatigen Rückentherapie auf den Faktor Gesunde Lebensjahre. Die Berechnung mithilfe von Sterbetafeln sowie Daten von 67.148 chronischen Rückenschmerzpatienten zeigen einen deutlichen Effekt der Therapie auf die noch zu erwartenden gesunden Lebensjahre. So gelingt es durch die Therapie, Männern durchschnittlich 14,70 zusätzliche gesunde Lebensjahre zu ermöglichen. Bei Frauen sind es 15,73. Die Zugewinne sind dabei stark altersabhängig.
ZusammenfassungBewegungsinterventionen sind in Gesundheitsförderung und Prävention sowie Therapie und Rehabilitation essenziell, da Bewegung positiv und multidimensional auf die Gesundheit wirkt. Zur Bewertung der Wirkungsweise von Bewegungsinterventionen werden bisher oft Messmethoden herangezogen, welche lediglich einen oberflächlichen Anteil der erzielbaren Effekte abbilden. Eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewegungsintervention sind eine gute Adhärenz sowie ein adäquates Dosis-Wirkungs-Prinzip. Wie die objektiven und subjektiven Messgrößen in Zusammenhang mit der Adhärenz und infolgedessen mit dem Dosis-Wirkungs-Prinzip stehen, ist nicht ausreichend untersucht. In einer retrospektiven Datenanalyse von 66,988 chronischen Rückenschmerzpatienten, die zwischen 1992 und 2021 an der FPZ RückenTherapie teilgenommen haben, wurden die Zusammenhänge im Ursachen- und Wirkungsdreieck zwischen Therapieadhärenz beziehungsweise Dosis der verabreichten Trainingsreize und damit der benötigten Dauer für ein Programm mit festgelegter Einheit an Trainingseinheiten, dem Zugewinn an isometrischer Maximalkraft der Rumpfmuskulatur sowie dem Gewinn an gesunden Lebensjahren untersucht. Es zeigt sich, dass der Kraftzuwachs abhängig von der Zeit ist, die für die Therapie benötigt wird. Eine andere zeitliche Abhängigkeit zeigt der Gewinn an gesunden Lebensjahren mit steigendem Zeitrahmen, in dem die 24 Einheiten wahrgenommen wurden. Kein Zusammenhang lässt sich dagegen zwischen dem relativen Gewinn an isometrischer Maximalkraft und dem Gewinn an gesunden Lebensjahren feststellen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen wichtige Zusammenhänge zwischen dem zeitlichen Ablauf einer Therapie sowie den angewandten Messparametern auf und sind damit wegweisend für zukünftige Therapieformen. Bisherige Messmethoden müssen ergänzt werden, um die Wirkungsweise von Bewegung und deren multidimensionale Effekte in Gänze abbilden zu können.
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