As digital media becomes more central to the lives of adolescents, it also becomes increasingly relevant for their sexual communication. Sexting as an important image-based digital medium provides opportunities for self-determined digital communication, but also carries specific risks for boundary violations. Accordingly, sexting is understood either as an everyday, or as risky and deviant behavior among adolescents. In the affectedness of boundary violations gender plays an important role. However, it is still unclear to what extent digital sexual communication restores stereotypical gender roles and restrictive sexuality norms or, alternatively, enables new spaces of possibility. In this sense, current research points to a desideratum regarding adolescents’ orientations toward sexting as a practice between spaces of possibility and boundary violations. This paper discusses the possibilities, but also the risks, of intimate digital communication among adolescents. The main question is, how adolescents themselves perceive sexting practices and how they position themselves between both spaces for possibility and for the exchange of unwanted sexual content. For this purpose, orientations toward normalities and gender of students are reconstructed. To answer these questions, twelve single-sex, group discussions were carried out with students aged 16 and 17 at five different secondary schools in northern Germany. A total of 20 boys and 22 girls took part. The group discussions were structured by a narrative generating guideline. The analysis draws its methodology from the Documentary Method, regarding implicit and explicit forms of knowledge and discourse. It results in a typology of three types with different orientations. The study shows, that most of the students consider sexting to be a risky practice; only one type shows normality in the use of sexting. At the same time, some of the young people are interested in experimenting with image-based intimate digital communication. Further, gender differences in use and affectedness are also documented. In this way, orientations toward gender stereotypes “favor” both the attribution of responsibility to girls, and overlook the responsibility of students who perpetrated the boundary violation. The orientations of adolescents should be taken more into account in research as well as in educational programs for the prevention of sexual violence.
Beim Sexting, verstanden als digitaler Austausch von Bildern, wird der Körper sexuell andeutend bis explizit in visueller Form in Szene gesetzt. Zudem ist der Körper in der Jugendphase mit seinen pubertätsbedingten Veränderungen die Bühne für eine Auseinandersetzung mit und Aneignung von geschlechtlichen Sexualitätsvorstellungen. Daher erscheinen selbst generierte Bilder und deren Interpretierbarkeit hinsichtlich ihres sexuellen Ausdrucks prädestiniert für die Aushandlung von Geschlechterfragen. Das diesem Beitrag zugrunde gelegte Datenmaterial entstammt einem Forschungsprojekt zu Sexting und sexuellen Grenzverletzungen unter Jugendlichen und wurde in Anlehnung an die dokumentarische Methode ausgewertet. In ausgewählten Passagen aus Gruppendiskussionen mit Schüler*innen wird entlang der von ihnen elaborierten sexuellen Besetzung des Jungen- und Mädchenkörpers die tiefe körperliche Einschreibung von qualitativ unterschiedlichen sexualitätsbezogenen Körper-Bildern nachgezeichnet und darüber hinaus die Art und Weise beschrieben, wie Mädchen und Jungen diese different und in Teilen gleich konstruieren. Anhand der Ergebnisse wird das größere Potenzial einer Sexting-bezogenen Viktimisierung von Mädchen diskutiert.
Sexuelle Repräsentationen, Normen, Werte und Praktiken sind eng verknüpft mit jeweils spezifischen historischen und kulturellen Kontexten. Im Laufe der sexuellen Sozialisation und in Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Sexualnormen und Werte bildet sich eine sexuelle Identität als Mischung aus individuellen Begehrensstrukturen, sexualitätsbezogenen Haltungen und Einstellungen. Durch Digitalisierung haben sich die sexuellen Sozialisationsbedingungen von Jugendlichen in den vergangenen Jahrzehnten in hohem Tempo verändert. Digitale Medien werden genutzt, um sexuelle Interaktionen und Kommunikation online zu gestalten. Doch erweitern sich nicht nur Möglichkeitsräume für selbstbestimmte Sexualität, sondern auch Risiken durch sexuelle Grenzverletzungen. Ein besonderes Phänomen ist das sogenannte Sexting, also der einvernehmliche Austausch selbstproduzierter freizügiger Bilder. Noch gibt es im deutschen Sprachraum allerdings kaum empirische Daten darüber, wie Sexting von Jugendlichen erlebt und genutzt wird, ebenso existieren nur wenige, überwiegend quantitative Studien zu den Erfahrungen Jugendlicher mit nicht-konsensuellem Sexting. Ziel dieses Beitrags ist es, basierend auf den Befunden einer rekonstruktiven Interviewstudie zu einer Differenzierung des Diskurses um Sexting und die damit einhergehenden geschlechtsbezogenen Zuschreibungen beizutragen. Dazu wird zunächst der Stand der Forschung dargestellt, bevor die dem Beitrag zugrunde liegende Studie vorgestellt wird. Anhand der dokumentarischen Analyse von Gruppendiskussionen werden Einblicke in die Orientierungen von Schüler:innen gegeben. Besonderes Augenmerk liegt auf der Rekonstruktion der Orientierungen Jugendlicher auf Normalität und Geschlecht. Es lassen sich mit den «Experimentierenden», den «Kritisch-Reflexiven» sowie den «Abstinenten» drei relationale Typen differenzieren, die im Fazit in Bezug auf Normalitätskonstruktionen und Geschlechterdimensionen dargestellt werden.
Dieser Beitrag beleuchtet den schulischen Umgang mit Sexting-Veröffentlichungen aus der Perspektive von Schülerinnen und Schülern. Zunächst werden die Prävention sexueller Gewalt als Aufgabe von Schule (auch im digitalen Raum) und das Phänomen Sexting beleuchtet. Im empirischen Teil wird aufgezeigt, was Schülerinnen und Schüler daran hindert, mit Lehrpersonen in Kontakt zu treten, wenn ihre intimen Aufnahmen veröffentlicht wurden oder sie darum wissen, dass Sexts anderer Jugendlicher kursieren. Neben dem Umstand, dass Lehrpersonen häufig nichts vom missbräuchlichen Umgang mit intimen Bildern erfahren, verweisen die Jugendlichen auf Einstellungsfragen und Machtasymmetrien, jedoch auch auf adoleszente und institutionelle Abgrenzungen. Dabei thematisieren die Schülerinnen und Schüler Vertrauen im Lehrpersonen-Schülerinnen und Schüler-Verhältnis, eine Trennung in öffentliche und private Sphäre, den Aspekt beidseitiger Scham sowie die Zuschreibung der Verantwortung an die Betroffenen (Victim Blaming). Der Artikel kommt zu dem Schluss, dass es einer Abwendung vom Devianz- und Abstinenzdiskurs und hin zu einer Anerkennung einvernehmlichen jugendlichen Sextings als Form digitaler sexueller Kommunikation bedarf, um ein Veröffentlichungsgeschehen im schulischen Rahmen angemessen besprechbar zu machen und formuliert Implikationen für die schulische Praxis.
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