S c h w e r p u n k t t h e m a Für die mittelständische wirtschaft ist die reduzierung der ansteigenden energiekosten durch eine effizientere nutzung von wärme, kraft, Brennstoffen und Strom eine der rentabelsten Optionen. Dennoch werden diese chancen wegen vielfältiger hemmnisse und marktversagen kaum realisiert. hierbei spielen beispielsweise mangelnde kenntnisse über verfügbare technologien, fehlender marktüberblick, relativ hohe Such-und entscheidungskosten (transaktionskosten) sowie entscheidungsroutinen bei Investitionen und beim einkauf der unternehmen eine erhebliche rolle. ein netzwerkkonzept für 10 bis 15 unternehmen auf örtlicher oder regionaler Basis mit klar definierten arbeitsschritten überwindet in der praxis viele dieser hemmnisse und führt zu einer Verdopplung des effizienzfortschritts relativ zur Industrie insgesamt. Dieses konzept kann weitestgehend von der wirtschaft selbst durchgeführt werden. ein netzwerk-managementsystem (Leen, Lernende energie-effizienz-netzwerke) erlaubt einen mindeststandard zum aufbau und Betrieb derartiger netzwerke.Zielgruppe der netzwerke sind mittelgroße unternehmen oder Betriebsstandorte, die Jahresenergiekosten von wenigstens 150.000 € aufweisen. Die Jahresenergiekosten eines Betriebes sollten allerdings auch nicht mehr als 50 mio. € betragen, denn dort ist das energietechnische know-how so groß und differenziert, dass diese "ganz Großen" von dem erfahrungsaustausch zu wenig profitieren würden. Die maximal 15 teilnehmer eines netzwerkes kommen wegen der lokalen oder regionalen Orientierung meist aus verschiedenen Branchen, es sollten keine unternehmen am selben netzwerk teilnehmen, die als wettbewerber den gleichen kundenkreis haben. themenschwerpunkte der netzwerke sind die Querschnittstechnologien wie z. B. Druckluft, kälte, wärmeerzeugung, pumpen, Gebäudetech-nik, Beleuchtung, entlüftung, wärmerückgewinnung und abwärmenutzung sowie organisatorische maßnahmen wie z. B. energiemanagement, mitarbeiter-motivation, hinweise für den einkauf und wirtschaftlichkeitsberechnungen. Solche themen sind für jeden Betrieb von Interesse und daher geeignet für den erfahrungsaustausch. Energieeffizienz-Netzwerke nach LEENnach Beginn der ersten energieeffizienz-netzwerke in Deutschland zwischen 2002 und 2005 wurde deutlich, dass sich beratende Ingenieurbüros mit unzureichenden kenntnissen für Initialberatung und moderation der netzwerktreffen in diesem neuen Geschäftsfeld engagieren wollten. Da auch hilfsmittel fehlten, bestand die Gefahr, dass sie bereituwf (
S c h w e r p u n k t t h e m a Innerhalb des Forschungsvorhabens 30 pilot-netzwerke liegen zwischenzeitlich aus 17 netzwerken 185 Initialberatungsberichte vor. Die zahlreichen organisatorischen, aber hauptsächlich technischen maßnahmenvorschläge zeigen, dass ein erhebliches potential zur Senkung des energieverbrauchs vorhanden ist. potential, dass häufig sehr kostengüns-tige ansätze zum klimaschutz bietet, hoch rentabel aktiviert und erschlossen werden kann. Vielfach rentieren sich die energieeffizienz-maßnahmen für die Betriebe bereits nach kurzer Zeit und sind mittel-bis langfristig mit einer hohen internen Verzinsung des aufgebrachten kapitals verbunden.Die Initialberatung ist eine zentrale Grundlage für eine erfolgreiche arbeit im netzwerk. Durch die Initialberatung werden • die energieverbrauchsstrukturen eines Betriebes erhoben, • Spezifische kennzahlen für den energieverbrauch abgeleitet, • das energieeffizienz-potential der maßgeblich für den energieverbrauch verantwortlichen (Querschnitts-) technologien bewertet und • die rentabilität von maßnahmen zur energieeffizienzSteigerung eingeschätzt.Damit ist die Initialberatung ein Impulsgeber für die maßnahmen-und Budgetplanung zur energieeffizienzSteigerung, sowie für den auf-und ausbau eines kennzahlensystems, mit dem die Betriebe ihre energieeffizienz fortlaufend beurteilen können. Ablauf der InitialberatungDie Initialberatung gliedert sich in mehrere abschnitte und wird von dem energietechnischen Berater durchgeführt: uwf (2012) 20:43-53
S c h w e r p u n k t t h e m a Die netzwerktreffen sind -neben der Initialberatungdas zentrale Instrument der lernenden energieeffizienznetzwerke. Sie finden regelmäßig, im Schnitt alle 3 bis 4 monate, bei einem der teilnehmenden unternehmen statt. nachfolgend werden die Schritte zur Durchführung der netzwerktreffen und die erfahrungen hierzu dargestellt. Grundsätzlich besteht ein netzwerktreffen aus der Betriebsbegehung und den expertenvorträgen sowie dem erfahrungsaustausch. Ziele der Netzwerktreffenein Ziel der netzwerktreffen ist es, den erfahrungsaustausch zwischen den teilnehmern zu fördern und ihnen durch expertenvorträge aktuelle Informationen zu neuen energieeffizienz-techniken und organisatorischen maß-nahmen zu vermitteln. hiermit sollen die teilnehmer in die Lage versetzt werden, die bestehenden energieeffizienz-und Substitutionspotentiale und möglichkeiten für die umsetzung zu bewerten. außerdem sollen sie eine Idee erhalten, wie die maßnahmen in ihren Betrieben zu realisieren sind. Dabei stehen vor allem gruppendynamische Lernprozesse im Vordergrund (köwener et al. 2011), die neben der eigentlichen wissensvermittlung auch dazu führen, dass über die Gruppenbildung das Selbstverständnis für energieeffizienz gestärkt wird. hiermit wird das Ziel verfolgt, das thema energieeffizienz im unternehmen verstärkt zu institutionalisieren und auf diese weise dessen priorität auf der Investitions-agenda zu erhöhen. Denn in sehr vielen Branchen gehören die energieeffizienz-Investitionen wegen der geringen energiekostenanteile (meist unter 5 % an den produktionskosten) nicht zu den strategischen Investitionen (cooremans 2010). ein weiteres Ziel ist die reduktion der transaktionskosten bei den Such-und entscheidungsprozessen im Vorfeld einer energieeffizienz-Investition, indem der energieverantwortliche sich die erforderlichen Informationen und risikoeinschätzungen nicht allein suchen und erarbeiten muss, sondern durch ein Gespräch im netzwerk oder außerhalb der treffen bilateral auf dem wissen und den erfahrungen der kollegen aufbauen kann. Vorbereitung der NetzwerktreffenDie Vorbereitung der netzwerktreffen ist eine wesentliche aufgabe des moderators, der hierbei meist vom energietechnischen Berater unterstützt wird. Da die treffen jeweils bei einem der teilnehmenden unternehmen stattfinden, ist uwf (2012) 20:69-73Dipl.-Ing. (Fh) n. meier modell hohenlohe, netzwerk betrieblicher umweltschutz und nachhaltiges wirtschaften e. V., weststr. 37, 74629 pfedelbach, Deutschland
S c h w e r p u n k t t h e m a auch wenn sich der Start der 30 pilot-netzwerke -vor allem bedingt durch die wirtschaftskrise -gegenüber der ursprünglichen planung zeitlich verzögerte, sind die bisherigen erfahrungen zahlreich und hoch interessant. Der Groß-teil der Initialberatungen wurde erfolgreich durchgeführt; die Zielvereinbarungen liegen mit 5 bis 11 % im Bereich der erwartungen und bei den oberen werten deutlich höher. auch die ersten ergebnisse des jährlichen monitoring weisen darauf hin, dass eine jährliche effizienzverbesserung um zwei prozent über alle teilnehmenden Betrieb hinweg erreicht werden kann, wenn man die anlaufphase und die wirtschaftskrise mit berücksichtigt.Die evaluierungen des gesamten netzwerkprozesses werden hinweise liefern, wie erfolgreich das konzept bereits ist und wo noch Verbesserungspotentiale bestehen.anhand dieser erkenntnisse wird das netzwerkkonzept -und im Besonderen einzelne Schritte oder Dokumente -immer wieder auf den prüfstand gestellt und verbessert. Durch die sich zurzeit sehr dynamisch ändernden randbedingungen -insbesondere durch die europäische kommission und die novellierungen der Gesetze im energiebereich -wird ein stetiger anpassungsprozess notwendig sein. neben den bereits im Leen-konzept abgedeckten themen gibt es weitere Bereiche zur Steigerung der energieeffizienz in der Industrie (die prozesstechnologien und Gebäudeas-pekte), die bei der weiterentwicklung verstärkt einbezogen werden müssen. Aspekte des LEEN-NetzwerkkonzeptsZu allererst werden jedoch die im 30 pilotnetzwerke-projekt vorgesehenen elemente umgesetzt und optimiert:alle elektronischen Hilfen von der Datenerhebung bis zur Berichtserstellung werden ab ende 2012 unter einer gemeinsamen Oberfläche laufen, um eine konsistente und möglichst redundanzfreie Datenhaltung sowie den Datenaustausch zwischen den einzelnen modulen zeiteffizient und ohne Fehlerquellen zu gewährleisten. Stehen diese hilfsmittel zur Verfügung, ist das managementsystem für energieeffizienznetzwerke auch vollständig elektronisch einsatzbereit. Das wird den Zeitaufwand für Initialberatungen und monitoring merklich reduzieren, dadurch preiswerter machen und die akzeptanz bei unternehmen und den netzwerkteams -insbesondere für das monitoring -erhöhen.Das Monitoring ist seit Beginn des projekts häufig anlass für ausgiebige Diskussionen zur aufwands-nutzen-relation, nicht nur in den teilnehmenden Betrieben und in den netzwerktreffen, sondern auch im projektteam. während aus wissenschaftlicher Sicht -und um die bisher uwf (2012) 20:85-88
S c h w e r p u n k t t h e m a Die Investitionsberechnungshilfen sind wesentlicher Baustein der Initialberatung, aber auch relevant für das monitoring. Die generelle ablaufstruktur ist abb. 1 zu entnehmen.alle Berechnungshilfen werden unter einer einheitlichen Oberfläche implementiert und sind miteinander über die Schnittstellen verknüpft. Damit wird gewährleistet, dass Daten nicht mehrfach eingegeben werden müssen und an jeder Stelle im programm zur Verfügung stehen. Durch die einheitliche Oberfläche ist sicher gestellt, dass die nutzerführung über alle programmteile hinweg identisch ist, was die einarbeitung in das programm für den anwender vereinfacht. Insbesondere die Berechnungshilfen der einzeltechnologien sind modular aufgebaut, so dass zukünftig weitere hilfen unter der Oberfläche eingefügt werden kön-nen. Darüber hinaus ist ein wichtiges merkmal, auf geän-derte Datenlagen flexibel zu antworten. Das bedeutet, es muss immer möglich sein, einzelne Berechnungen zu über-arbeiten, hinzuzufügen, zu entfernen und vom nutzer ausgelöst neu zu berechnen. Anwendungsablauf aus AnwendersichtIm einzelnen erfolgen beim ablauf folgende Schritte:• Der Datenerhebungsbogen wird an das unternehmen versandt. Dieser füllt den Bogen aus, soweit ihm das möglich ist und sendet diesen zurück an den energietechnischen Berater. • Der Berater überprüft und ergänzt die angaben u. a. im rahmen einer Betriebsbegehung. während dieser Begehung ermittelt er auch die möglichen Optimierungsansätze, die im nächsten Schritt mit den Berechnungshilfen berechnet werden. uwf (2012) 20:55-59
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