1128 Dtsch. med. Wschr., 90. .Jg. Ein verdauungsfördernder Einfluß der Galle ist seit langem bekannt. Er ist den Gallensäuren zuzuschreiben. Durch Verschiebung des pH-Optimums zum sauren Bereich und durch Emulgierung oder Verän-derung der Oberflächenspannung an den zu verdauenden Molekülen können fett-, aber auch eiweiß-spaltende Enzyme eine größere Verdauungswirkung entfalten. Auch vermögen gepaarte Gallensäuren mit freien Fettsäuren wasserlösliche Choleinsäuren zu bilden, die durch die Darmwand aufgenommen werden können. Eine Mitwirkung der Galle bei der Kohlenhydratverdauung ist nicht bekannt. Speicherung und Eindickung der Galle, deren Abgabe kontinuierlich in der Leber vor sich geht, erfolgen in der Gallenblase. Durch humorale und nervale Reize wird diese zur Kontraktion und damit zur Entleerung gebracht. Nervale Reize spielen nur eine untergeordnete Rolle. Die wichtigere humorale Reizauslösung erfolgt über einen Wirkstoff, der aus der Duodenalschleimhaut freigesetzt wird, auf dem Blutweg zur Gallenblase gelangt und hier die Kontraktion hervorruft. Er wurde von Ivy und Oldberg (5) nachgewiesen und als Cholezystokinin bezeichnet. Zur Freisetzung von Cholezystokinin haben sich Fette, Eiweißspaltprodukte und Salzsäure als besonders wirksam erwiesen, während Kohlenhydrate ohne Einfluß sind. Die Pankreassekretion, bei der wir zwischen einer hydrokinetischen Funktion mit Saft-und Bicarbonatabgabe (2) und einer ekbolischen mit Enzymausscheidung (2, 4) unterscheiden, wird nerval durch den Vagus, humoral durch die Sekretionshormone Sekretin und Pankreozymin stimuliert (Abbildung 1). Sekretin konnte von Jorpes und Mutt (7) nahezu rein dargestellt werden. Es steigert die Saft-und Bicarbonatbildung und führt gleichzeitig zu einer Ausschwemmung gespeicherter Enzyme (,washing out). Parasympathische Reize und Pankreozymin haben im Gegensatz dazu diese hydrokinetische Wirkung nicht. Sie bewirken vielmehr eine vermehrte Abgabe der in den Acini gebildeten Enzyme. Pankreozymin, das von Cholezystokinin bisher chemisch nicht zu trennen ist und als Cecekin® (Vitrum, Stockhohn) in der zur Zeit bestgereinigten Form vorliegt, ruft, intravenös injiziert, außer einer Steigerung der Pankreasenzymabgabe stets eine vermehrte Gallenausschüttung hervor. Es ist daher mög-lich, daß die gesteigerte Pankreasfunktion nicht nur
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