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Zu Nutz und Frommen kooperativer Praxis in der LiteraturwissenschaftMit meinem Beitrag will ich Bezüge herstellen zu Funktionen von Ethos und Pathos in der jüngeren Entwicklung der Neuphilologien. 1 Ich gehe dabei von der Annahme aus, dass Prinzipien kooperativer Forschungspraxis in der deutschsprachigen ‚academia' um 1900 zunächst in den Lebens-, Natur-und Technikwissenschaften ausgearbeitet wurden; 2 mit beträchtlichem Pathos wurden sie seit den 1960er Jahren in der Wissenschaftsförderung durch Drittmittelgeber (insbesondere die Deutsche Forschungsgemeinschaft 3 ) vorgetragen und unterstützt. Demnach wäre zunächst zu unterscheiden zwischen Vorgaben, die wissenschaftsintern entwickelt werden, und Vorgaben externer Partner der Wissenschaft, um so auch unterschiedliche Konstellationen des Zusammenwirkens von internen und externen Impulsen (im Spektrum von wechselseitiger Bestätigung bis hin zu Konfliktsituationen) beschreiben und erklären zu können. Auf aktuelle Konstellationen kann mit einem Zitat verwiesen werden:Kooperatives Vorgehen, das in den Natur-und Ingenieurwissenschaften zum akademischen Alltag gehört, gilt in den Geistes-und Kulturwissenschaften weithin noch als ‚terra incognita'. Doch wird es heute allgemein in der Wissenschaft erwartet. Kooperation und Synergie, Interdisziplinarität und Internationalität sind die Forderungen, die an ‚moderne Wissenschaft' gerichtet werden. Damit ergeben sich neue Perspektiven für die kommunikativen [wissenschaftsinternen] Prozesse, die in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen Erkenntnis ermöglichen und vermitteln -bis hin zu den Kooperativ betriebene Forschung zugunsten gemeinsam verfolgter Ziele wird in der Regel projektförmig geplant und angelegt. Sie ist gekennzeichnet durch ||
Wie kaum eine andere literaturtheoretische Debatte in der deutschsprachigen Literaturwissenschaft hat die Diskussion zum Lyrischen Ich einen genau fixierbaren Ausgangspunkt, und wie für kaum eine andere Debatte läßt sich seit ihrem Beginn ein vergleichsweise geringer Erkenntnisfortschritt feststellen. 1910 hatte Margarete Susman in ihrer Studie Das Wesen der modernen deutschen Lyrik in entschiedener Weise Konsequenzen gezogen aus der erschütterten Vorbildwirkung klassisch-romantischer Lyrik (und des damit verbundenen Subjektivitäts-Paradigmas). 1 Seit Klopstock -so Susman -werde Lyrik »als ein persönliches, ja subjektives Gebilde« betrachtet, in dem »das in ihr redende Ich für das persönliche des Dichters« gehalten wird. 2 Für dieses »redende Ich«, die >Stimme< und / oder die veranlassende Instanz der lyrischen Rede, setzt Susman »das lyrische Ich, das eine Form ist, die der Dichter aus seinem gegebenen Ich erschafft«. 3 Dieses »lyrische Ich« ist »das Objekt des Kunstwerks«; 4 es ist »Ausdruck [...], Form eines Ich«, 5 aber streng zu scheiden von der Person des Autors, des Empirischen Autors als eines »empirisch gegebenen Ichs«. 6Die »Verwechslung des lyrischen Ich mit dem des einmaligen Ich des Individuums« (des Autors) 7 wird, so rekonstruiert Susman in zutreffender Weise, insbesondere durch Entwicklungen der Lyrik seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahegelegt; das >Ich< in der Lyrik der vorausgehenden Jahrhunderte ist dagegen vielfach als Repräsentant eines allgemeinen Ichs, eines kollektiven und nicht eines persönlichen Ichs zu verstehen. 8 Margarete Susmans ebenso klare wie einleuchtende Unterscheidung zwischen dem Empirischen Autor und den unterschiedlichen Erscheinungsformen des Lyrischen Ichs wird 1916 aufgenommen und vertieft von Oskar Walzels Margarete Susman: Das Wesen der modernen deutschen Lyrik. Stuttgart: Strecker / Schröder 1910.
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