Zusammenfassung: Mithilfe des Begriffs des "beteiligten Unbeteiligten" gehe ich der von Simmel aufgeworfenen Frage nach, welchen Unterschied der Vermittler für die Streitdyade macht. In der Soziologie des Dritten, der systemtheoretischen Konfliktforschung und der Mediationsforschung fehlen bisher Studien, die die Vermittlung durch anwesende, neutrale Dritte als eigenlogischen Prozess beschreiben: Entweder vernachlässigt man ihn bei der Analyse oder aber man führt zu viel auf seine Techniken zurück. Vermittelt wird aber nicht bloß in formalisierten Verfahren wie der Mediation, sondern jedermann tut dies situativokkasionell. Viele Organisationsrollen fordern zudem eine wiederholte, aber latente Vermittlung. Ziel ist, für diese Vermittlerrollen Simmels Versachlichungsthese konflikt-und interaktionssoziologisch zu respezifizieren. Dafür mediation research. Previous research either pays little attention to the role of the mediator and the mediation process or concentrates mainly on the techniques of the third. However, third party mediation does not only take place in formalised settings; everyone does so on occasion. Moreover, many organisational roles require a repeated but latent mediation. Against this background, my aim is to broaden Simmel's approach to mediating third parties, drawing upon conflict and interaction sociology. Having regard to the problem of reference for all conflict resolution, that is, the generalization of the conflict, I show in the second section how the mere presence of mediators disciplines the parties' behaviour. In the final section I focus on how the mediator's involvement reduces usual forms of conflict intensification in face-to-face interactions. More importantly, it will be argued that the mediator's involvement initiates communication about the underlying conflict, thus transforming highly escalated communication. In this context, the mediator's intervention does not operate as a threat but as a warning to remind the parties of the consequences of intransigence. Although this allows disputants greater opportunity for identity management, the involvement of third parties bears its own risks. Keywords Neutrale Dritte als besondere beteiligte UnbeteiligteIn der Soziologie des Dritten hat der Vermittler im Streit keinen besonderen Stellwert. Sollte das sozialtheoretische Interesse an Dritten nicht schon überwiegen (Bedorf 2010;Eßlinger 2010;Fischer 2008), handelt es sich beim Vermittler um einen Dritten unter vielen. Auch Black und Baumgartner (1983) haben einen weiten und konfliktsoziologisch bedenklichen Drittenbegriff, weil sie sowohl parteiische als auch unparteiische Andere als "third parties" bezeichnen. Sicherlich sind Konfliktparteien nicht einheitlich, sondern (binnen-)differenziert zu betrachten. So finden sich zugleich Hardliner (Falken), Kompromissbereite (Tauben), Schutzbedürftige, Informanten, Verbündete, Anwälte und weitere Unterstützer auf einer Seite. Die Binnendifferenzierung einer Partei lässt wiederum Drittenpositionen zu. Konflikt-und rechtssoziologischer Brau...
Paradoxerweise trägt gerade jene Instanz im Fußball, die für Gerechtigkeit auf dem Platz sorgen soll, in spezifischer Weise dazu bei, dass Ungerechtigkeiten auf dem Fußballplatz entstehen. Fehlurteile, umstrittene Entscheidungen, Versuche beider Spielparteien, mit unlauteren Mitteln Entscheidungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen, und die Gewährung eines Heimvorteils sind typische und ungerechte Folgen schiedsrichterbasierten Fußballs. Dieser Umstand fordert daher die Akzeptanz schiedsrichterlicher Entscheidungen heraus, die wir mit der Legitimation durch Gerichtverfahren soziologisch vergleichen. Wir fragen, wie Ungerechtigkeiten auf dem Platz ausgehalten werden, indem wir Bedingungen und Techniken vor und während des Spiels identifizieren, die die Hinnahme von Schiedsrichterentscheidungen begünstigen.
Im Februar 2018 organisierten die Herausgeber des vorliegenden Themenheftes an der Universität Luzern die Tagung "Legitimation durch Verfahren. Rezeption, Kritik und Anschlüsse", welche den Ausgangspunkt für diese Publikation darstellt.1 Die Tagung fand ihren gegenwartsbezogenen Anlass in der Beobachtung, dass die Durchführung und Resultate von Verfahren zunehmend Krisenerfahrungen hervorrufen. Als Beispiele hierfür hatten wir die von einem aggressiven Populismus rechter Parteien geprägten Wahlen 2016 in den Vereinigten Staaten von Amerika sowie 2017 in den Niederlanden und Frankreich oder auch öffentlich problematisierte Planungsverfahren wie jenes zum Bahninfrastrukturprojekt Stuttgart 21 vor Augen. Der Eindruck problematischer Verfahrensergebnisse verstärkte sich interessanterweise zu einem Zeitpunkt, als das Erscheinen von Niklas Luhmanns "Legitimation durch Verfahren" sich seinem 50-jährigen Jubiläum näherte.2 Beide Anlässe bewegten die Herausgeber, eine Tagung durchzuführen, die zentrale Thesen des Buches "Legitimation durch 1 Wir möchten uns an dieser Stelle bei den AutorInnen sehr für ihre Einreichungen und ihre Geduld im Überarbeitungsprozess bedanken. Außerdem sind wir Johannes Schmidt für die redaktionelle Betreuung und Christoph Gesigora für einen ausführlichen Tagungsbericht zu großem Dank verpflichtet. Schließlich danken wir dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF), der Forschungskommission der Universität Luzern (FoKo) sowie dem Soziologischen Seminar der Universität Luzern herzlich für die großzügige Unterstützung für die Durchführung dieser Tagung. 2 Der Erstauflage des Buches von 1969 folgte 1975 eine zweite, um ein neues Vorwort erweiterte Auflage (beide im Luchterhand-Verlag). Nach einer dritten, unveränderten Auflage 1978 erscheinen alle weiteren Ausgaben (die seiten-und textidentisch mit der dritten Auflage sind) seit 1983 im Suhrkamp Verlag; mittlerweile ist dort die 10. Auflage erschienen.
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