Zeitgeschichte in der Welt der SozialwissenschaftenLegitimität und Originalität einer Disziplin EinleitungIn theoretischen Reflexionen zur Identität des Fachs wie auch in Einführungen für Studierende wird die Zeitgeschichte gemeinhin als Teildisziplin in Abgrenzung zum Studium früherer Epochen der Geschichte definiert. Dabei werden -mit verschiedenen Schwerpunktsetzungen -zumeist die folgenden Aspekte angeführt: Erstens sind die Geschichten, die Zeithistorikerinnen und Zeithistoriker behandeln, oft nicht abgeschlossen und damit revisionsanfälliger als Schilderungen weiter zurückliegender Prozesse. Zweitens impliziert die Tatsache, dass Zeithistoriker oft Zeitzeugen sind, nicht nur den Vorteil genauer Kenntnis des Untersuchungsgegenstandes, sondern ebenso die Probleme der Parteilichkeit oder zumindest einer biographisch beeinflussten, mithin verengten Perspektive. Drittens steht die Beschäftigung mit der unmittelbaren Vergangenheit vor besonderen Schwierigkeiten, die aus der quantitativen und qualitativen Ausweitung der verfügbaren Quellen resultieren. Viertens schließlich wird die Zeitgeschichte vielfach als mobile Disziplin begriffen, deren Zuständigkeit sich fortwährend verschiebt, was zumeist unter dem Gesichtspunkt der intra-, nicht aber der interdisziplinären Abgrenzungsprobleme diskutiert wird 1 . Die Frage nach dem spezifischen Potential zeithistorischer Forschung stellt sich nicht nur angesichts der Expansion des historisch interessierten Journalismus in den vergangenen Jahren, der Zeitgeschichte medial präsenter denn je gemacht hat 2 . Auch mit Blick auf die stärker theoretisch arbeitenden Nachbardisziplinen, deren Forschungsergebnisse und Theorienangebote die Zeitgeschichte häufig nutzt, ohne selbst in ähnlicher Weise Theorien zu produzieren, ist zu klären, wo die Disziplin mehr leistet, als die sozial-, wirtschafts-oder politikwissenschaftlichen Theorieerwartungen empirisch zu erfüllen. Hinter der Frage nach der Spezifik der Zeitgeschichte gegenüber den Nachbardisziplinen steht also nicht zuletzt die Reflexion über den Stellenwert von Theorien für die Geschichtswis- Zeitgeschichte, B 28 (2001), S. 15-31; Hans-Peter Schwarz, Fragen an das 20.
The attack against the Soviet Union was ideologically motivated, but the timing owed a great deal to military and economic considerations. German hopes largely focused on Ukraine, which was expected to be both a giant breadbasket and a reservoir of essential minerals. But plans for the economic exploitation of Ukraine were flawed from the beginning and remained inconsistent throughout the war. Substantial reconstruction efforts only began belatedly and were accompanied by brute force that combined economic logic with ideological zeal. The Nazi policies of racist repression and mass murder were, then, both a means of and an obstacle to exploitation of the East. Yet, they were also successful: without the raw materials obtained from Ukraine, the Nazi war machine would have likely ground to a halt well before 1945. The cost of sustaining the German war effort was consequently borne, to a large extent, by the local population, which labored under appalling conditions both in the Reich and in Ukraine itself.Dass der Angriff des nationalsozialistischen Deutschlands auf die UdSSR im Sommer 1941 den "Weltanschauungskrieg" eröffnete, ist bekannt. In seinem Schatten haben lange die engeren militärischen und vor allem ökonomischen Erwägungen gestanden, die "Operation Barbarossa" motivierten, insbesondere die Erwartung, einen autarken Großwirtschaftsraum zu schaffen. Im Zentrum dieser Erwartungen stand die Ukraine, die einerseits deindustrialisiert werden, andererseits Nahrungsmittel und Rohstoffe im Überfluss liefern sollte. Als diese Hoffnungen unerfüllt blieben, setzte ein verspäteter Kurswechsel zum industriellen Wiederaufbau ein. Dieser implizierte jedoch keineswegs einen Sieg ökonomischer Rationalität über ideologische Prärogativen. Vielmehr verhielten sich industrielle Ausbeutung und rassistische Gewalt komplementär und sicherten der deutschen Kriegswirtschaft bis 1945 zentrale Ressourcen, ohne welche die Rüstungsproduktion zusammengebrochen wäre. Den Preis zahlte die lokale Bevölkerung, die unter brutalen Bedingungen vor Ort wie auch im Reich für die deutschen Besatzer schuftete.
The "Gelsenberg-Affair" is one of the most famous German business scandals. In May 1932, Friedrich Flick and the German government placed a secret contract by which Flick sold the majority of the second largest steel company of the world, the so-called German Steeltrust, to the German government. The only purpose of this deal was the survival of Flick's insolvent holding company Charlottenhuette. Hence, it was correctly interpreted as an 'impermissible transaction for the benefit of a person in need of rehabilitation ' (M. v. Schinckel).This article analyses the strategically contaminated force field that Flick established since the beginning of the 1920s in order to safeguard several of his high risk investments. A crucial part of his strategy was based on the enforcement of a (secret) financial participation of the German government. This strategic relationship was played successfully by Friedrich Flick; the political sphere advanced to a hidden, but open-handed market for new financial funds and for the security of high-risk investments. Flick was literally able to mobilise politics as a "factor of production". This successful strategy was the precondition for the deal with the German government in 1932 and for the salvation of his insolvent holding-company. I.Wenn Unternehmen in existentielle Krisen geraten, ist der Ruf nach staatlicher Unterstützung nicht fern. Die Zahl der Beispiele ist groß, und die gewählten Lösungen sind vielfaltig. Die erprobten Instrumente sollen den betroffenen Unternehmen gewöhnlich finanzielle Entlastung verschaffen: (Kredit-) Bürgschaften, Steuervergünstigungen, öffentliche Aufträge, Lohnkostenzuschüsse oder die Abwälzung betrieblicher Kosten auf soziale Sicherungssysteme sind heute geläufige Instrumente. Sie wurden in ähnlicher Form alle bereits in der Krise der Jahre 1925/26 eingesetzt. 1 Fälle hingegen, in denen sich der Staat direkt an krisengeschüttelten Unternehmen beteiligt, sind und waren seltene Ausnahmen, die vor allem durch die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des jeweiligen Sektors oder Unternehmens besonders begründet wurden. Die Bewältigung der "Bankenkrise" im Jahre 1931 durch die * Der Aufsatz basiert auf Vorträgen (Reckendrees) auf der Jahrestagung des Arbeitskreises für kritische Unternehmensgeschichte (Okt. 2004) in Bochum und an der Universität zu Köln sowie auf Ergebnissen des abgeschlossenen DFG-Projekts von K. Priemel, "Expansion und Verflechtung. Der Flick-Konzern 1915-1955
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