Dieser Beitrag will ein Nachdenken anregen über die Metadebatte in den akademischen Internationalen Beziehungen (IB) zum Fundament der Versicherheitlichungstheorie, die kürzlich in der Kritik stand, Rassismus zu reproduzieren. Schnell polarisierte sich die Debatte in verschiedenen Kommunikationsarenen und richtete noch einmal mehr den Fokus auf wissenschaftliche Arbeit als Sicherheitsproblem selbst. Im Verlauf der polarisierten Debatte, die sich sprichwörtlich selbst versicherheitlichte, wurde über das eigentliche Argument der Kritik wenig gesprochen: Was ist ein angemessener Umgang mit Theoriefundamenten, die in kritikwürdigen Denksystemen entstanden sind und in welchen Öffentlichkeiten ist welche Art von Kritik an wissenschaftlicher Arbeit verhältnismäßig? Damit nimmt sich dieser Beitrag die Fachdebatte selbst zum Gegenstand und nutzt Kritik als sensibilisierendes Konzept, um damit die Ordnung der Kritik an Sicherheit zu untersuchen. Letztlich soll damit ein Beitrag zur Ergründung der Funktion von Kritik geleistet werden, der die wissenschaftlichen Akteur*innen selbst, aber auch deren Kontext und Öffentlichkeit einbezieht.
ZusammenfassungBereits seit langem gibt es die Kritik, dass bestehende Wissensproduktionen in- und außerhalb der Sozialwissenschaften zu westlich, zu rassistisch oder zu wenig global seien. Ebenso lange gibt es Versuche, „nicht-westliche“ Theorieerzählungen und lokale Perspektiven produktiv einzubringen. In unserem Beitrag fügen wir diesen vor allem an Fragen der Theorie orientierten Debatten eine methodische Dimension hinzu und betrachten die drei Theoriegeflechte Nahda, Négritude und Nihonjinron vergleichend. Das vergleichende Lesen, welches wir als Methode vorschlagen, soll so Dichotomien zwischen Nord/Süd und „westlich“/„nicht-westlich“ für eine kritische Lesart bestehender Literatur nutzbar machen, ohne deren Hierarchien zu reproduzieren. Wir fragen dabei nicht primär, wer gelesen wird, sondern richten unsere Aufmerksamkeit darauf, wie „nicht-westliche“ Theorien zu lesen sind.
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