ZusammenfassungInspiriert von der amerikanischen Forschung zur Rolle des familiären Umfelds in der Entstehung der Schizophrenie begann der heute als Galionsfigur der britischen Antipsychiatrie bekannte schottische Psychiater Ronald D. Laing Ende der 1950er Jahre mit seinem Kollegen Aaron Esterson ein eigenes Forschungsprojekt. Dabei gelangte er zur Überzeugung, dass die als „schizophren“ Diagnostizierten weit vernünftiger seien als die von sich selbst entfremdeten bürgerlichen Familien. Angetrieben durch diese Perspektive drängte Laing stärker in die Öffentlichkeit und begann sich politisch zu engagieren. Dieser Beitrag analysiert Laings Entwicklung zum Anti-Psychiater und Star der Gegenkultur im Laufe der 1960er Jahre und fragt nach den Gründen und Möglichkeitsbedingungen für diesen Wandel vom Wissenschaftler zum „scientific political activist“.
Die Medizingeschichte interessiert sich schon seit eini gen Jahren für die sogenannte psychopharmakologi sche Wende in der Psychiatrie nach dem Zweiten Welt krieg. Spätestens seit den 1990er Jahren hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass die Schweizer Psychiatriewie anderswo auch -eine erhebliche Begeisterung für die damals neuartigen Substanzen entwickelte [1]. Im Zuge der öffentlichen Aufmerksamkeit für die Ge schichte von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen im Jugendbereich rückte die Arbeit des Psychiaters Ro land Kuhn, des Entdeckers des ersten Antidepressi vums (Tofranil®) in Münsterlingen, in den Vorder grund. Kuhn hatte offenbar auch vulnerable Kinder aus nahen Kinderheimen mit nicht zugelassenen Me dikamenten behandelt. Medienstimmen und Betrof fene erheben seit einigen Jahren schwere Vorwürfe. Eine vom Kanton Thurgau in Auftrag gegebene Studie über Kuhns Wirken steht vor dem Abschluss. Weitere Studien wurden für die Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) in Basel und die Psychiatrische Univer sitätsklinik (PUK) in Zürich (sog. Burghölzli) erstellt [2]. Auch die Festschrift zur Geschichte der Psychiatrie Baselland (PBL) erwähnt solche Versuche, worauf die Klinikleitung einen Auftrag zu einer Pilotstudie er teilte. Nach Projektbeginn reichte Miriam Locher im Abbildung 1: Musterpackung Tofranil-Kapseln von Geigy (UK) des Science Museum, London. Das Medikament kam 1958 auf den Schweizer Markt.
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