Die T h e o r i e von v a n ' t H o f f und L e B e 1 enthalt zwei Satze, welche auseinander zu halten sind. D e r erste giebt an, dass die Valenzrichtungen des Kohlenstoffatoms nicht in einer, sondern paarweise in zwei sich schneidenden Ebenen vertheilt sind, wie ea ihre tetra-6drische Gruppirung verlangt. Nach der zweiten ware die bei gewissen organischen Verbindungen auftretende optische Activitat mit dem Vorhandensein des asymmetrischen, mit vier verschiedenen Gruppen verbundenen Kohlenstoffatoms verknupft.Wahrend der erste Satz v o n d e r t e t r a g d r i s c h e n G r u p p i r u n g f i r den Ausbau der Structurlehre zur Stereochemie von fundamentaler Redeutung gewesen ist, hat dagegen der zweite r o n d e m a s y m m e t r is c h e n K o h l e n s t o f f a t o m bei Weitem nicht dieselbe Bedeutung, schon aus dem,Grunde, weil er sich auf die verhaltnissmassig wenig zatrlreichen activen Kiirper bezieht. Seine rein chemische Anwendbarkeit brschrankt sich, bis auf wenige Ausnahmen, auf Constitutionsbestimmungen; hierin ist die Theorie von dem asymmetrischen Kohlenstoffatom ein haufig angewandtes Hulfsmittel , besonders bei Verbindungen der aliphatischen Reihe, welche einfachere Symmetrieverhaltnisse aufweisen. Sie macht die Anwendung von Modellen meistens iiberfliissig uud dient dadurch zur Vorhersagung der optischen Activitat und der Zahl der maglichen Isomeren. Da die Activitat resp. Inactivitat eines Korpers, dem genialen Gedanken P a s t e UP'S gemass, echliesslich a u f d e r A s y m m e t r i e r e s p . S y m m e t r i e d e s b e t r e ff e n d e n M o l e k i i l e s b e r u h t , so ist der zweite Satz der Theorie von v a n 't H o f f und L e B e 1 nur dann zweckmassig, wenn es sich zeigen wurde, einerseits, dass das asymmetrische Kohlenstoffatom immer Asymmetrie erzeugt, und andererseits, dass j e d e s a s y m m e t r i s c h e M o l e k i i l w e n i g s t e n s e i n a s y m m e t r i s c h e s , m i t v i e r v e rs c h i e d e n e n G r u p p e n v e r b u n d e n e s K o h l e n s t o f f a t o m e n t h a l t . Die Inactivitat der Kiirper vom Mesoweinsaure-Typus schraukt die erste Bedingung ein. Fiir die zweite sind die Ausnahmen bisher nicht discutirt worden, wenigstens nicht in dem Sinne, dass sie die Theorie wesentlich beeintrlchtigen resp. aufheben. Eine Ausnahme der letzteren Art bildet z. B. der Inosit: Ho, Hc?