ZusammenfassungDer Begriff der Globalisierung meint keine aktuelle Periode der Weltgeschichte, sondern einen Prozess, der wellenförmig verläuft und von tiefen Einbrüchen unterbrochen wird. Die Aufschwungphasen sind durch ein exponentielles Wachstum gekennzeichnet, bis Kipppunkte erreicht werden. Parallel dazu verläuft ein Prozess der Fragmentierung, der einzelne Länder, Großregionen oder Teile einer Gesellschaft betrifft, weil es immer Gewinner und Verlierer der Globalisierung gibt. Anhand historischer Beispiele werden beide Prozesse im Weltmaßstab skizziert. Sie sind nicht die bloße Folge des technischen Wandels bei Transport und Kommunikation, sondern bedürfen der flankierenden Institutionen aus Internationalen Öffentlichen Gütern wie Sicherheit, Stabilität und Konnektivität. Bereit gestellt werden sie von großen Mächten, weil nur diese über die Ressourcen verfügen und vor dem Freiwilligendilemma stehen. Ferner bedarf es einer großen Erzählung der Globalisierung, die konkurrierende Lehrmeinungen marginalisiert. Globalisierung gerät in die Krise, wenn die treibenden Transaktionen Kipppunkte erreichen oder die großen Mächte sich im Niedergang befinden und nicht mehr bereit bzw. in der Lage sind, für die Internationalen Öffentlichen Güter aufzukommen. Dann beginnt der globalisierungskritische Diskurs, der hegemonial wird, wenn immer neue Krisen den Globalisierungsdiskurs delegitimieren. Konsequenz ist die Spaltung der Gesellschaft in Kosmopoliten und Populisten. Derzeit stehen die wichtigsten Akteure vor dem hegemonialen Dilemma (USA) bzw. dem Freerider-Dilemma (China) und reagieren neoisolationistisch. Damit stehen die Internationalen Öffentlichen Güter zur Disposition, die Globalisierung gerät in die Krise. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung katalysiert.
No abstract
Angesichts der von den Reformpolitikern unter Deng Xiaoping und Zhao Ziyang mit Macht vorangetriebenen wirtschaftlichen Modernisierung der Volksrepublik China und der seit dem Tod Mao Zedongs und dem Sturz der "Viererbande" in atemberaubendem Tempo vollzogenen öffnung des Reiches der Mitte zum Westen erscheint eine Studie, die in China den exemplarischen Fall eines "autozentrierten" Entwicklungsweges sieht, auf den ersten Blick anachronistisch. Ulrich Menzel, der sein Manuskript im August 1977 abschloß, schreibt im Vorwort : "Die VR China ist eines der wenigen unterentwickelten Länder, die bisher in konsequenter Weise einen Entwicklungsweg abgelehnt haben, der auf die , Vorteile' internationaler Arbeitsteilung, ausländische Direktinvestitionen und ,Modernisierung' nach abendländischem Muster baut" (S. 15). Das Bild eines Musterbeispiels autozentrierter Entwicklung wird indes von der tatsächlichen Entwicklung überschattet. Das vom Nationalen Volkskongreß am 1. Juli 1979 verabschie dete Gesetz über Gemeinschaftsunternehmen ("Joint Ventures") gestattet ausländische In vestitionen in der Volksrepublik China -bei garantiertem Gewinntransfer. Chinesische ökonomen heben heute offen die komparativen Kostenvorteile Chinas auf dem Weltmarkt (reichlich vorhandene Arbeitskraft, niedrige Löhne) hervor. In zentralen Industriesektoren (Stahl, Chemie, Petrochemie, Kunstdünger) werden schlüsselfertige Fabrikanlagen höch sten technologischen Niveaus importiert, die zunehmend mit ausländischen Krediten finan ziert werden. Deutsche "bürgerliche" Wirtschaftswissenschaftler beraten die chinesische Regierung neuerdings bei der Erstellung ihrer Wirtschaftspläne. Hält man sich dies alles vor Augen, muß der Versuch von Dieter Senghaas, die Wirtschaftspolitik der neuen chinesi schen Führung nicht als einen Bruch mit dem überkommenen Entwicklungsweg, sondern als dessen "Dynamisierung" zu deuten, Verwunderung hervorrufen1 • Der Rezensent ist im Unterschied zu Senghaas der Meinung, daß der jetzige Kurs in der Tat einen deutlichen Bruch mit wesentlichen Elementen der chinesischen Wirtschaftspolitik, insbesondere der Betonung eigenständiger Entwicklung (self-reliance) bedeutet. Immerhin konstatiert auch Menzel schon für den Anfang der siebziger Jahre angesichts des wachsen den Imports von Industrieanlagen, " daß das Prinzip des Vertrauens auf die eigene Kraft, wie in den 60er Jahren konsequent verfolgt, doch einige Löcher bekommen hat" (S. 606). Zu mindest in den Bereichen Chemie und Petrochemie habe ein "massiver Technologietransfer aus dem Westen" stattgefunden und sei "nicht nur selektiv importiert" worden (ebd.). Nun sollte nicht voreilig die Beispielhaftigkeit des chinesischen Entwicklungsweges und die Frage seiner übertragbarkeit auf andere Länder der Dritten Welt als erledigt ad acta gelegt werden. China war schon des öfteren für überraschungen gut, und eine Revision des neuen Kurses ist immerhin denkbar. Der Rezensent will nur andeuten, daß er den Wert der Men zel-Studie nicht so sehr in der aktuellen politischen Bedeutung der entwicklu...
scite is a Brooklyn-based organization that helps researchers better discover and understand research articles through Smart Citations–citations that display the context of the citation and describe whether the article provides supporting or contrasting evidence. scite is used by students and researchers from around the world and is funded in part by the National Science Foundation and the National Institute on Drug Abuse of the National Institutes of Health.
customersupport@researchsolutions.com
10624 S. Eastern Ave., Ste. A-614
Henderson, NV 89052, USA
This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.
Copyright © 2024 scite LLC. All rights reserved.
Made with 💙 for researchers
Part of the Research Solutions Family.