ZusammenfassungTrotz eines Anstiegs der Sportpartizipation in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren ist der Organisationsgrad im Sportverein in dieser Zeit konstant geblieben. Eine mögliche Erklärung dafür ist die Pluralisierung der ausgeübten Sportarten mit einer Zunahme der Präferenz von Individualsportarten. Dieser Beitrag untersucht daher zunächst, ob sich ein Trend in Richtung Individualsportarten für Jugendliche in Deutschland tatsächlich empirisch beobachten lässt und in welchem Setting diese hauptsächlich ausgeübt werden. Vor dem Hintergrund von Bourdieus Kapitaltheorie ist davon auszugehen, dass die Ausprägung von kulturellem, ökonomischem und sozialem Kapital den sportbezogenen Habitus und somit auch die Sportartpräferenz und das Setting beeinflusst. In einem weiteren Schritt wird daher überprüft, welche Determinanten sowohl die Wahrscheinlichkeit, dass eine Individualsportart die wichtigste für einen Jugendlichen darstellt, als auch in welchem Setting diese ausgeübt wird, beeinflussen. Dafür wird die binär-logistische Regression angewendet.Für die Analysen stehen Daten von insgesamt 4365 Jugendlichen aus dem sozioökonomischen Panel (SOEP) von 2000 bis 2018 zur Verfügung. Im Zeitverlauf ist eine Zunahme von Individualsport als präferierter Sportart zu erkennen. Zudem zeigt sich, dass diese im Zeitverlauf seltener im Verein und häufiger in kommerziellen Einrichtungen betrieben werden, konstant am häufigsten aber privat. Mädchen und Jugendliche ohne Migrationshintergrund haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine Individualsportart zu präferieren. Diese steigt zusätzlich mit dem Vorhandensein von eigenem und elterlichem kulturellen Kapital und sinkt bei einer hohen Schulform und hohem sozialen Kapital. Kulturelles und ökonomisches Kapital senken die Wahrscheinlichkeit, dass die präferierte Individualsportart privat ausgeführt wird. Soziales Kapital steigert die Wahrscheinlichkeit, dass sie vereinsgebunden durchgeführt wird.
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