Worten: ,,Mir ist es zum Gliick ausgeschlagen, daB ich in den entscheidenden Jahren suchen durfte, was meiner Begabung gema8 war und was mir Freude machte".Der junge Student der Medizin konnte den anatomischen Vorlesungen und den Praparieriibungen aber kein lnteresse abgewinnen, dagegen packte ihn besonders die groBe Chemie-Vorlesung von Emil Fischer. Von ihrn wird in Windaus Begeisterung fur die Chemie und die Uberzeugung geweckt, diese Wissenschaft sei dazu berufen, Lebensvorgange aufzuklaren. Wir horten bereits von den Folgen dieses Einflusses. Windaus beschlol3, sich nach dem Physikum griindlich chemisch auszubilden, und er erzahlt selbst, daR die Chemie im Institut von Kiliani ihn immer starker fesselt: ,,anfangs habe ich" -so schreibt er -,,noch einige der iiblichen medizinischen Vorlesungen gehort, aber ich habe die Medizin dann irnrner mehr vernachlassigt und schlieRlich ganz aufgegeben". Dafur entwickelt sich die Freude am Erschlieben der Zusammensetzung von Stoffen, und es entfaltet sich ein Grundzug des kiinftigen Experimentators, den er selbst spater folgendermaRen formuliert: ,,Der Ausgangspunkt meiner Arbeiten war imrner eine experimentelle Beobachtung und nicht eine theoretische Deduktion. Es scheint, daR die induktive Methode meiner Begabung a m ehesten angemessen ist." Wie kennzeichnend fur ihn ist die sachliche und bescheidene Art dieser Selbstanalyse. Wir haben vorhin gewagt, von seiner genialen Intuition zu sprechen, diirfen es aber nicht, ohne hinzuzufiigen, daB Adolf Windaus selbst diese Eigenschaft nicht gelten lassen wollte. Beharrlichkeit und Toleranz, Sorgfalt und Konzentration lehrte er seine Schiiler als Erfolg verbiirgende Qualitaten. Damit nahern wir uns dem Menschen Windaus, dessen schlichte und liebenswiirdige, ungemein sachliche und jedem das Seine zubilligende Art von starkem EinfluB auf seine Umgebung, insbesondere auf seine Schiiler, gewesen ist. Er lobte selten, tadelte meist nur durch Schweigen; seine Sprache war klar und sparsam, jede Redensart war ihm verhafit, dichterische Zitate erschienen ihrn iiberfliissig. Im lnstitut strahlte von ihm eine Ruhe aus, die unsere Arbeit ungemein forderte, jedes laute Wort und jeden unsachlichen Streit im Yeim erstickte. Sein Gerechtigkeitssinn und seine Wahrheitsliebe brachten Windaus in eine gefahrvolle Opposition zu den Machthabern des Nationalsozialismus, denen er keinerlei Konzessionen zu machen bereit war. Seine Offenheit und sein Mut, die aufrechte Haltung, rnit der er der Zeit von 1933 bis 1945 begegnete, niachten die Waffen derer stumpf, die wiederholt versuchten, ihrn und seinem Institut zu schaden. Adolf Windaus gehorte zu jenen groRen Personlichkeiten, deren Dasein man als Geschenk und Verpflichtung fur die Gestaltung des eigenen Lebens empfindet, weil sie die edelsten Pradikate menschlichen Daseins anderen beispielgebend vorleben.Eingegangen a m 1 I . August 1960 [A Im Verlauf von vier Jahren gelang die Synthese des Chlorophylls a aus vier relativ einfachen Pyrrol-Derivaten. Eine neue Porphyrin-Synthese verlauft i n funf Stufe...