Zahlreiche Verbindungen des Schwefels, vor allern solche rnit Stickstoff und Sauentoff, sind ringformig gebaut. Bevorzugt treten sechs-und achtgliedrige Ringe auf; funfgliedrige Ringsysteme sind bei Metallthionitrosylaten bekannt. Es wird ein Oberblick uber Darstellung, Eigenschaften und Bindungsverhaltnisse gegeben. J Einleitung Vom Schwefel leiten sich zahlreiche Verbindungen ab, die das Element in den Oxydationsstufen -2 bis +6 enthalten konnen. Diese Stoffe zeigen in Bindungsart und Bau eine iiberraschende Vielfaltigkeit. Schwefel teilt diese Eigenschaft rnit seinen Nachbarn Silicium und Phosphor. Bei den kovalenten Verbindungen der drei Elemente Si, P und S finden wir manche Besonderheiten, die darauf zuriickzufiihren sind, da6 d -O r b i t a l e zur Verbindungsbildung zur Verfiigung stehen. Diese d-Orbitale machen z.B.das Auftreten der Yoordinationszahl 6 moglichinsbesondere d a m , wenn ein stark elektronegativer Ligand zur Verbindungsbildung vorhanden ist 1). In der Schwefel-Chemie begegnen wir dieser Erscheinung vor allem bei SF, und seinen Derivaten ". Die bevorzugte Yoordinationszahl ist aber auch in der Schwefel-Chemie kleiner als 6; sie ist meistens 4, aber auch 3 oder 2. In solchen Verbindungen kann das Vorhandensein von d-Orbitalen des Schwefels zur Ausbildung von x-Bindungen fiihren, an denen d-Orbitale teilhabens). Au6erdem bemerken wir bei den Verbindungen von Si, P und S rnit kleinen Yoordinationszahlen das Auftreten von p o l y m e r e n Stoffen. Unter diesen Polymeren sind ringf o r m i g gebaute Substanzen anzutreffen. Auch die Ringe konnen gelegentlich n-Bindungen, an denen d-Orbitale beteiligt sind, enthalten, und sie konnen au6erdem durch delokalisierte Bindungen dieser Art stabilisiert sein. In der Schwefel-Chemie sind heute so viele ringformig gebaute Molekiile hergestellt worden, da6 eine ubersicht iiber Entstehen und Verhalten dieser Substanzen zweckmlBig erscheint. Eine betrachtliche Anzahl dieser. Verbindungen ist in Heidelberg synthetisiert oder untersucht worden.
Elementarer SchwefelSchon bei dem elementaren Schwefel selbst beobachtet man ringfarmig gebaute Molekiile. In den normalen stabilen Modifikationen S, (rhombisch) und SB (monoklin) wie *) Ober elnen groSen Tell dieser Ergebnisse 1st im Rahmen eines Hauptvortrages der Sektion fur Anorganische Chemie auf der Friihjahrstagung der American Chemical Society In Cleveland (Ohio) 1960 berichtet worden. l) D. P . Craig u. E. A. Magnusson, J. chem. SOC. [London] 7956, 4895. Vgl. die Obersicht von H. L . Roberts, Quart. Rev. (chem. SOC., London) 15, No. 1, 30 [1961]. a) D. P . Craig, Chem. SOC. [London] Special Publication No. 12, 343 [1958]. I I1 Die Ringsysteme S, (I) wie auch S, (11) lassen sich nicht nur thermisch, sondern auch durch chemische Reaktionen offnen. Hierzu konnen sowohl die altbekannten Oxydations-, Reduktions-oder Disproportionierungsreaktionenll) dienen wie auch Abbaureaktionen rnit t h i o p h i l e n R e a g e nt i e n . Zu den letzteren Reaktionen gehort z. B. die Umsetzung rnit Alkalicyanid, die bei 40 "C so ra...