Dass zukünftige Lehrpersonen berufliche Handlungsfähigkeit erwerben, ist eines der zentralen Anliegen der Lehrpersonenbildung. Die Frage, wie hochschulseitiges Wissen den Aufbau professionellen Handelns unterstützen könne und wie Studierende die erforderlichen Transferleistungen zu erbringen vermögen, hat sich bisher als ebenso persistentes wie nicht abschließend gelöstes Problem erwiesen. Der Ansatz der Core Practices nähert sich dieser Frage aus pragmatischer Perspektive: Angehende Lehrpersonen sollen, ausgehend von konkreten Berufsanforderungen, bedeutsame Handlungsstrategien, sogenannte „Core Practices“, aufbauen und flexibilisieren, indem sie sich sowohl das erforderliche Professionswissen erschließen, als auch die Kernpraktiken adaptiv ausüben, flexibilisieren und habitualisieren. Der vorliegende Beitrag stellt den im deutschsprachigen Wissenschaftsraum bislang noch kaum beachteten Core-Practices-Ansatz vor und diskutiert seine Potenziale für die Professionalisierung von zukünftigen Lehrpersonen.
ZusammenfassungBegünstigt durch den Lehrer*innenmangel unterrichten angehende Lehrkräfte immer häufiger bereits neben dem Studium. Im Fachdiskurs wurde das Phänomen bislang kaum berücksichtigt. Im Fokus des Beitrags steht eine Analyse zu Ausmaß und Auswirkungen der studienunabhängigen Unterrichtstätigkeit von Lehramtsstudierenden in vier Deutschschweizer Kantonen. Im Rahmen einer Studierendenbefragung wurden Studierende mit und ohne studienunabhängige Unterrichtstätigkeit an einer Schule befragt (N = 929). Die Antworten wurden auf Gruppenunterschiede hinsichtlich der Wahrnehmung des Studiums und des Wunschs nach verschiedenen Formen von Praxisbezügen im Studium ausgewertet. Die Analyse zeigt auf, dass die Unterrichtstätigkeit neben dem Studium ein zeitintensives und im Untersuchungsraum sehr verbreitetes Phänomen darstellt, dessen Ausmaß aber je nach Schulstufe und Studienphase differiert. Die Unterrichtstätigkeit steht in negativem Zusammenhang mit der studentischen Kompetenzbilanzierung. Unterrichtende Studierende erleben das Studium jedoch nur eingeschränkt als praxisferner, ihre Erwartungen ans Lehramtsstudium sind nicht instrumenteller im Vergleich zu den Mitstudierenden.
Die individuelle Professionalisierung und der Erwerb einschlägiger Kompetenzen sind wesentliche Ziele der Lehrpersonenbildung. Die (mangelnde) Praxisorientierung von Lehramtsstudiengängen wird jedoch seit Langem kontrovers diskutiert. Während sich die Aufmerksamkeit vor allem auf Praktika (und deren Ausdehnung) richtet, erlaubt der Einsatz digitaler Technologien in der Hochschullehre wie etwa Onlineplattformen für kollaborative Videoannotation, Eye-Tracking oder Virtual-Reality-Simulationen neue Formen der technologiegestützten Bezugnahme auf Praxis. Der Beitrag gibt einen Überblick über digitale Praxisbezüge, zeigt Beispiele und diskutiert deren Potenziale.
Der Beitrag arbeitet Charakteristika der Praxisbezüge in der mehrphasigen Lehrerinnen- und Lehrerbildung heraus. Im Zentrum steht die Lehrpersonenweiterbildung, die hinsichtlich ihres Verhältnisses zur Praxis befragt und im Weiteren mit dem Lehramtsstudium unter der Perspektive der Konfiguration von Praxisbezügen kontrastiert wird. Dies mündet in die Modellierung und die Diskussion des Praxisbezugs im berufsbiografischen Kontinuum von Lehrpersonen.
Seit Langem wird gefordert, Dozierende in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung sollten selbst über schulpraktische Erfahrung im Lehrberuf verfügen. Damit verbindet sich die Erwartung einer Gewährleistung des notwendigen Praxisbezugs in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Forderungen und Rechtsgrundlagen zur Sicherstellung der Schulpraxiserfahrung von Dozierenden werden von kontroversen Diskussionen begleitet. Der Beitrag führt in diesen Diskurs ein, referiert Positionen und Forschungsbefunde und diskutiert eine zentrale Frage zum Schulpraxiserfordernis, nämlich: Welche Wirkung kann und soll Praxiserfahrung in der Hochschullehre konkret haben?
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