Jeder Mensch, selbst der Ungebildete, weil~, was damit gemeint ist, wenn einer vom anderen sagt, er ,,verstiinde" ihn gut, oder wenn es von einer Handlung heil~t, sie sei unverst~ndlich. Jedoch schwerlich dfirfte der Laie erkl~ren kSnnen, was dabei eigentlich vorgehe, wenn sieh zwei Menschen ,,verstehen". Er diirfte vielleicht den Versuch machen, auseinanderzusetzen, dab damit ein ,,Aufeinanderabgestimmtsein", ein Sympathisieren, ein gemeinsames Teilhaben an gleichen Wiinschen, gleichen Zielen usw. gemeint sei,-doch ergibt eine kurze Uberlegung, dab sich hierin das Wesen des ,,Verstehens ~ keineswegs erschSpft. Man ,,versteht" ja auch den MSrder, und ist weit entfernt, ihn sympathisch zu finden. Es ist klar, dab man wesentlich tiefer forschen muB, wenn man das Wesen dieser verstehenden Psychologie ergriinden will. I)enn es handelt sich ja offenbar um eine besondere Art der Seelenforschung. Wenn etwa Miinsterberg 1) ausfiihrt, wir h~tten es nicht mit Psychologie zu tun, ,,wenn es sich um den Sinn und die inneren Beziehungen, die Bedeutung und den Wert der seelischen Vorg~nge handelt", so ist dieser Gebrauch des Wortes Psychologie natfirlich eine willkiirliche und kaum zweckm~Bige Einschr~nkung. Solange man es iiberhaupt mit seelischen Vorg~ngen zu tun hat, hindert nichts, die Lehre von diesen Vorg~ngen als Psychologie zu bezeichnen. Innerhalb dieser Wissenschaft gibt es nun freilich sehr verschiedene Betrachtungsweisen, die streng voneinander zu sondern sind oder vielmehr voneinander gesondert werden sollten. VSllig klar zu umreiSen ist eigentlich nur die erste dieser Betrachtungsweisen, die reine Deskription (Ph/s menologie), die Lehre yon dem, was dem Bewul3tsein unmittelbar und letztlich gegeben ist. Aus der groBen Fiille innerer Erfahrungen versucht dieser Wissenschaftszweig das funktionell, nicht inhaltlich Gleich