Bereits 1998 stellt Stöckl heraus, dass die ausschließliche Konzentration der Linguistik auf schriftsprachliche Aspekte den Erfahrungen moderner Rezipient/innen nicht mehr entspricht (ebd.: 76). Vielmehr käme der multimediale Alltag moderner Individuen nicht ohne die Integration von Bildern in sprachliche Kommunikate aus. Ob Zeitungsartikel, ob Werbeanzeigen, ob Musikvideos -unsere Rezeptionsgewohnheiten hätten sich durch die Allgegenwart multimodaler Zeichenkomplexe deutlich verändert. Konkret heißt es bei Stöckl (ebd.): »Aus dem Linearleser des geordneten Te xts wird der Zick-Zack-Scanner der ungegliederten Zeichenflut.« Auch wenn uns diese Diagnose intuitiv einleuchten mag, so bleiben doch entscheidende Aspekte ungeklärt: Was genau ist mit »Linearleser« gemeint, was mit »Zick-Zack-Scanner«? Was versteht Stöckl unter »ungegliederter Zeichenflut«? Und wie verhalten sich die von Stöckl beschriebenen Phänomene zum Begriff der Multimodalität, den wir bereits im letzten Kapitel, aber aus einer anderen Perspektive eingeführt haben? Diese Fragen möchten wir in diesem Kapitel Schritt für Schritt bearbeiten.Multimodalitätspostulat: Leitend wird auch in diesem Kapitel die Überzeugung sein, dass neben der gesprochenen Sprache auch schriftliche Kommunikate (= Zeichenkomplexe mit einer konkreten Funktion) nur multimodal erfasst werden können. So hat sich zeitgleich mit dem Beginn der multimodalen Gesprächsforschung (s. Kap. 3.3) auch in anderen linguistischen Feldern (z. B. der Medienlinguistik, der Werbeforschung und der Politolinguistik) die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Großteil der Linguist/innen des 20. Jahrhunderts »blind für Bilder« waren, wie Ulrich Schmitz dies 2004 im Titel eines Aufsatzes formuliert. In der Folge mehrte sich die Einsicht, dass nicht nur in der Gesprächsforschung, sondern auch in der Schriftlinguistik des 20. Jahrhundert die kommunikative Bedeutung von bildlichen, aber auch schrift-bildlichen Aspekten wie z. B. der Ty pografie systematisch übersehen worden ist (vgl. Spitzmüller 2013).Vo r diesem Hintergrund wird es in diesem Kapitel zunächst einmal darum gehen, anhand einiger grundlegender Aspekte des Zeichenbegriffs der Frage nachzugehen, welche Relevanz sprachlichen und bildlichen Zeichen (und deren Kombination) in konkreten Zusammenhängen zu-4.1 Vom sprachlichen zum bildlichen Zeichen: Semiotische Überlegungen zum Begriff des Zeichens 4.2 Semiotische Multimodalität und die Analyse von Sehflächen 4.3 Semiotische (Multi-)Modalität 4.4 Anwendungsperspektiven der semiotischen Multimodalitätsforschung Definition Definition 4.1 Vom sprachlichen zum bildlichen Zeichen 53
The article focuses on methodological issues of practice-oriented discourse research and suggests several methodological approaches to assess conversational practice. It makes an argument for the relevance of assessing conversational practice and for why aspects of good practice should be included more systematically in the analyses by way of considering objectives in the examined practice domains. We provide examples of different institutional fields (mostly doctor-patient and lawyer-client interaction) and discuss how actual communicative practices can be assessed with methods of discourse analysis. We thus aim to expand the methodological spectrum of conversation research by including matters of immediate social interest and aspects that are relevant for practitioners.
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