Lange definierten Curricula die Lernzeiten von Mädchen und Knaben unterschiedlich. Erklärt wurde dies bisher mit dem dualen Geschlechtermodell: Weil bildungspolitische Akteure davon ausgingen, Männer und Frauen hätten je unterschiedliche, schulisch zu vervollkommnende Anlagen, resultierten nach Geschlecht differenzierte Curricula. In der Langzeitanalyse von Schweizer Lehrplänen ab 1830 finden wir jedoch keine klar duale Struktur des schulischen Wissens. Daraus schliessen wir, dass das zeit- und klassenübergreifende duale Geschlechtermodell nicht ausreicht, um geschlechtsspezifische Differenzierungen zu erklären. Curricula enthalten immer auch regional- und zeitspezifische Antworten auf konkrete Problemlagen; sie müssen institutionellen, ökonomischen und praktisch-pädagogischen Ansprüchen genügen.
Hoher Aufwand, geringer Ertrag und wenig Wirksamkeit führen vielerorts zu einer Legitimationskrise der externen Schulevaluation. Als möglicher Grund wird die fehlende Beachtung von Schulkultur gesehen. Durch die Auseinandersetzung mit dem Kultur-, Organisations- und Unternehmenskulturbegriff auf der Grundlage des theoretischen Diskurses und von praxisbezogenem Erfahrungswissen verfolgt der Beitrag eine Annäherung an das Phänomen Schulkultur. Die verstehensorientierte Erfassung, Beschreibung und Berücksichtigung von Schulkultur erscheinen zentral für eine nachhaltige Schulentwicklung. Schulevaluationen können unter bewusstem Einbezug der jeweiligen Schulkultur ihre Legitimation steigern und Wirksamkeit entfalten. Der Artikel thematisiert einen möglichen Ausgangspunkt für eine adäquate Operationalisierung und fruchtbare Herangehensweise an das Phänomen Schulkultur im Kontext von Schulevaluationen und leistet mit Konkretisierungen aus der und für die Praxis einen Beitrag in der Debatte.
Wir analysieren in diesem Beitrag die Nationale Erziehung als (gescheiterten) Fall eines innerstaatlichen, forcierten Kulturtransfers. Das während des 1. Weltkrieges von der freisinnigen Elite entwickelte Programm sollte durch vermehrten Unterricht in Schweizergeschichte, Politischer Bildung und in den Schweizer Landessprachen die drohende Spaltung der Schweiz verhindern. Das Programm scheiterte jedoch aufgrund der Opposition von katholisch-konservativer, sozialistischer und bildungsföderalistischer Seite. Wir fassen diesen Fall als forcierten Kulturtransfer auf und legen dar, wie dieses Konzept die traditionelle, auf transnationale und abnehmergesteuerte Prozesse fokussierte Transferforschung im Hinblick auf den Einfluss institutioneller Faktoren sowie intendierter Prozesse um neue Perspektiven erweitern kann.
scite is a Brooklyn-based organization that helps researchers better discover and understand research articles through Smart Citations–citations that display the context of the citation and describe whether the article provides supporting or contrasting evidence. scite is used by students and researchers from around the world and is funded in part by the National Science Foundation and the National Institute on Drug Abuse of the National Institutes of Health.