Das Lehramtsstudium kann in Hinblick auf die (berufs-)biographische Entwicklung von Studierenden zahlreiche Anlässe für Krisen bieten, die unterschiedlich wahrgenommen und bearbeitet werden. Daran anknüpfend stellt sich die Frage, ob oder in welchem Maße Studierende in der Auseinandersetzung mit potentiell krisenhaften Studienerfahrungen einen fachspezifischen Habitus entwickeln (oder bereits besitzen), wie sich dieser konturiert und wie bzw. ob sich dieser Entwicklungsprozess empirisch fassen lässt. Mit dokumentarischen Rekonstruktionen von zwei Gruppendiskussionen mit Sport-Lehramtsstudierenden, die im Abstand von einem Jahr stattfanden, ist anzunehmen, dass die Art und Weise des Erlebens und des Umgangs mit den im Studium wahrgenommenen Irritationen habituell (vor-)geprägt ist, wobei habituelle Veränderungen ermöglicht oder gar gefordert sind, sich aber auch durch fachkulturelle Spezifika auszuzeichnen scheint. Dieser Beitrag ist im Rahmen eines laufenden Forschungsprojektes an der Schnittstelle von Fachkultur- und Professionsforschung verortet, das der übergeordneten Frage nach dem fachspezifischen Professionsverständnis von Sport Lehramtsstudierenden bzw. ihrem „Fachhabitus“ nachgeht.
Zusammenfassung
Dem universitären Studium kommt als zentralem Ort der fachkulturellen Sozialisation und damit verbunden der Herausbildung eines fachlichen Habitus eine besondere Bedeutung für die berufsbiographische Entwicklung und Professionalisierung von Lehramtsstudierenden zu. Von dieser Annahme ausgehend lässt sich fragen, wie durch das Theologiestudium initiierte fachkulturelle (Irritations-)Erfahrungen bearbeitet werden. Am Beispiel einer Gruppendiskussion mit Lehramtsstudierenden der evangelischen Theologie werden mit der dokumentarischen Methode Spannungsverhältnisse rekonstruiert, die sich aus der Mehrdimensionalität des Erfahrungsraumes Religion/Theologie ergeben und eng mit der außeruniversitären Sozialisation zusammenhängen. Mit diesem Befund wird die Notwendigkeit einer reflexiven Bearbeitung von Spannungsverhältnissen im Rahmen der Lehrerbildung begründet.
Reflexion stellt ein zentrales Kennzeichen von Professionalität im Lehrerberuf dar. Entsprechend gilt die Förderung von Reflexionsfähigkeit in der Lehrerbildung als anzustrebende Norm. Allerdings finden sich auch Argumente, die die Grenzen einer Förderung von Reflexionsfähigkeit wie auch der Sinnhaftigkeit immer weiter gesteigerter Reflexion thematisieren. Ziel des Beitrags ist es, zu diskutieren, wie (angehende) Lehrpersonen mit universitär gerahmten bzw. auf die Berufspraxis bezogenen Reflexionsanforderungen umgehen. Im Zentrum stehen dabei Einblicke in drei empirische Studien, in denen Gruppendiskussionen mit Lehramtsstudierenden und Interviews mit Lehrpersonen qualitativ-rekonstruktiv ausgewertet wurden. Dabei werden unterschiedliche Reflexionsanforderungen fokussiert, die sich in den Erhebungssettings wie folgt abbilden: die Beschäftigung von Studienanfänger*innen mit Unterrichtsvideos (Hinzke, in diesem Beitrag), die Auseinandersetzung von Mathematikstudierenden mit ihren Fachverständnissen (Meister, in diesem Beitrag) und die Positionierung von Lehrpersonen zu Bildvignetten (Pallesen & Matthes, in diesem Beitrag). Dargelegt wird, wie die Befragten Anforderungen zur Reflexion wahrnehmen, wie sie sie selber als solche rahmen und wie sie mit ihnen umgehen.
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