Zusammenfassung
Hintergrund Ein hohes Geburtsgewicht über 4000 g kann zu
Risiken in der Entwicklung betroffener Kinder führen. Der Zusammenhang
ist weniger untersucht als die Auswirkungen eines sehr niedrigen
Geburtsgewichtes und ist Gegenstand dieser Studie.
Methoden Das retrospektive Studiendesign verwendet Daten aus den
Schuleingangsuntersuchungen in Schleswig-Holstein (Deutschland), die
2014–2017 erhoben wurden und 88858 Kinder im Alter von 5–6
Jahren einschlossen. Untersucht wurden die Endpunkte Sprache, Motorik, Kognition
und Verhalten, die Inanspruchnahme von Fördermaßnahmen sowie die
Empfehlung für schulischen Förderbedarf. Logistische
Regressionsmodelle wurden verwendet, um den Zusammenhang zwischen dem
Geburtsgewicht und den Zielgrößen unter Berücksichtigung
soziodemographischer Einflussfaktoren zu schätzen.
Ergebnisse Unter Berücksichtigung soziodemographischer Faktoren
ist ein hohes Geburtsgewicht nicht mit einer beeinträchtigten kindlichen
Entwicklung assoziiert, wohingegen sich ein niedriges Geburtsgewicht als
signifikanter Prädiktor erweist. Über alle Geburtsgewichte
gesehen erklären soziodemographische Faktoren den
größten Anteil der Varianz in den multivariaten Modellen zum
Einfluss des Geburtsgewichtes auf die kindliche Entwicklung.
Schlussfolgerungen Ein sehr hohes Geburtsgewicht rechtfertigt eine
allgemeine Empfehlung für Fördermaßnahmen nicht. Daher
sollten die individuellen Entwicklungsverläufe beobachtet werden. Das
Aufwachsen in benachteiligten Lebensumständen kann ein bedeutsames
Risiko darstellen und sollte Anlass für eine frühe
Förderung sein.