Hängt die subjektive Prognose der Erwerbstätigkeit vom Migrationsstatus ab?

Abstract

Die psychosomatische Rehabilitation von Migranten ist in vielen Fällen nicht erfolgreich. Neben der sprachlichen Barriere wird die sozialmedizinische Situation, die Somatisierungstendenz, aber auch der häufig zu späte Zeitpunkt der Behandlung zur Erklärung herangezogen, dass Migranten sich bei Aufnahme in eine psychosomatische Rehabilitationsklinik bereits in einem fortgeschrittenen Desintegrationsprozess befinden. Fragestellung und Methodik: Es wird untersucht, welche Vorhersagevalidität der Migrationshintergrund für die subjektive Prognose der Erwerbstätigkeit unter Berücksichtigung persönlicher und umweltbezogener Faktoren hat. 640 Rehabilitanden wurden zu Beginn der stationären Rehabilitation hinsichtlich ihrer Beschwerdebelastung, ihrer Arbeitsmotivation, zum Mobbingerleben und zur subjektiven Prognose der Erwerbstätigkeit befragt. Ergebnisse: 28.5 % der Rehabilitanden hatten einen Migrationshintergrund. Die subjektive Prognose der Erwerbstätigkeit war vom Ausmaß der Beschwerdebelastung und der Motivation, sich mit arbeitsbezogenen Problemen auseinanderzusetzen, abhängig. Gleichzeitig erhöhte die Unterschichtzugehörigkeit das Risiko einer negativen Prognose. Der Einfluss des Migrationshintergrundes dagegen hatte eine nachgeordnete Bedeutung. Diskussion: Zur Verbesserung der Rehabilitationsprognose müssen persönliche und Umweltfaktoren unabhängig vom Migrationsstatus im Rehabilitationsplan berücksichtigt werden. Ein kultursensibles und arbeitsplatzbezogenes Fallmanagement könnte die Versorgung von Migranten zielführend verbessern.

Ganztägig ambulante- vs. stationäre psychosomatische Rehabilitation.

“…Die Reliabilität liegt im hohen Bereich (zwischen α = 0,73 und α = 0,90), eine Validität ist gegeben und das Instrument wird als veränderungssensitiv eingestuft [38]. Für die vorliegenden Daten wurde eine MissingValueAnalyse durchgeführt, anschließend erfolgte eine Ersetzung fehlender Werte durch den EMAlgorithmus [41] [62]. Da der Migrationshintergrund nur bei der Einschätzung der subjek tiven Erwerbsprognose einen prädiktiven negativen Einfluss zeigte, scheint diese Variable entgegen früherer Befunde kein unabhängi ger negativer Prädiktor für den Behandlungserfolg zu sein [63].…”

“…Die Auswahl der Prädiktoren erfolgte theoriegeleitet[42]. Dabei wurden die Variablen AUZeiten[26,[43][44][45][46][47], Rentenbegehren[46], Therapiemotivation[43], Schichtzugehörigkeit[26,[48][49][50], Migrationshintergrund[51][52][53][54][55] und Rehabilitationsform als be einflussende Patientenmerkmale mit einbezogen. Zur Bestim mung der Äquivalenz der Behandlungseffektivität von ganztägig ambulanter und stationärer Rehabilitation wurde das Reha bilitationsergebnis bezüglich der Veränderung der subjektiven Prog nose der Erwerbstätigkeit statistisch verglichen.…”

Vorbereitung und Nachbereitung der medizinischen Rehabilitation am Beispiel der psychosomatischen Rehabilitation

“…Derart ungünstige Einstellungen führen in manchen Fällen dazu, dass die bereits bewilligte Rehabilitationsbehandlung nicht angetreten wird. Auch bei Versicherten, denen diese Art der medizinischen Rehabilitation aufgrund ihrer Sozialisation oder ihres kulturellen Hintergrundes fremd ist, erscheint es erforderlich, sie über ihre Ziele und Inhalte, aber vor allem auch über sozialmedizinische Themen, die unmittelbarer Gegenstand der medizinisch-psychosomatischen Rehabilitation sind, zu informieren [8,9,10]. Die ambulante Vorbereitung findet im Allgemeinen in einem Einzelgespräch mit einem Klinikmitarbeiter statt.…”

Die Bedarfsfrage in der Rehabilitation und die Versorgung neuer Zielgruppen

“…Kobelt et al [17] betonen die Bedeutung der Beschwerdebelastung zu Beginn der Rehabilitationsbehandlung für die subjektive Prognose der Erwerbsfähigkeit. Nach ihrer Untersuchung hängt diese vor allem vom Ausmaß der Beschwerdebelastung und von der Motivation, sich mit arbeitsbezogenen Problemen auseinanderzusetzen, ab.…”

“…So sinkt zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit für einen schlechten Gesundheitszustand bei Migranten, wenn Bildung und sozioökonomischer Status berücksichtigt werden [16]. Und auch Kobelt et al [17] beschreiben, dass die Schichtzugehörig-keit für die subjektive Prognose der Erwerbsfähigkeit eine größere Bedeutung hat als der Migrationshintergrund. [19,20,21,22].…”