Zusammenfassung. Additive Sprachfördermaßnahmen basieren auf einer vorgelagerten Entscheidung, ob bei einem Kind ein sprachlicher Förderbedarf besteht. Im vorliegenden Beitrag, in dem die Sprachförderdiagnostik in Grundschulen anhand von Daten der IQB-Ländervergleichsstudie 2011 betrachtet wird, gehen wir der Frage nach, welche diagnostische Güte solche Entscheidungen aufweisen. Darüber hinaus wird untersucht, inwieweit die Entscheidungsgüte mit der Nutzung bestimmter diagnostischer Informationsquellen (u.a. Beobachtungen durch Lehrkräfte, Schulnoten, sprachdiagnostische Verfahren) kovariiert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass in den Schulen nur ein geringer Anteil der Kinder mit sprachlichem Förderbedarf korrekt identifiziert wird (geringe Sensitivität). Hingegen werden Kinder ohne Förderbedarf zumeist zuverlässig erkannt (hohe Spezifität). Positive Zusammenhänge mit der Diagnosegüte wurden lediglich für den Einsatz sprachdiagnostischer Verfahren (z.B. Tests) gefunden, wobei eine maßgebliche Verbesserung der Diagnosegüte offenbar nur dann erzielt wird, wenn sprachliche Kompetenzen nicht nur einmalig, sondern mehrfach erfasst werden.