ZusammenfassungDie Schwerter in Südskandinavien und Norddeutschland wurden bisher zumeist aus einem typologischen Blickwinkel betrachtet. Deshalb werden im vorliegenden Artikel die Vollgriffschwerter der älteren nordischen Bronzezeit in Dänemark und Schleswig-Holstein aus einer herstellungstechnischen Perspektive unter Anwendung von makro- und mikroskopischer Autopsie, Röntgenuntersuchungen, Spurenelement- und Bleiisotopenanalysen untersucht. In Periode I kam das Schwert als Innovation über Importe von Schwertern der Gruppe Hajdúsámson-Apa nach Südskandinavien. Am Anfang imitierten nordische Handwerker diese Importe, wobei sie eine traditionelle massive Gusstechnik verwendeten. Erst im Laufe der späten Periode I wurden verschiedene Gusstechniken aus dem südlichen Mitteleuropa adaptiert und genutzt, um Stücke in Tradition der Hajdúsámson-Apa- and Valsømagle-Schwerter herzustellen. In Periode II entstanden die charakteristischen nordischen Vollgriffschwerter, die in Form, Verzierung und Technik jeweils sehr individuell ausfallen. Höchstwahrscheinlich wurden sie in einer größeren Anzahl von Werkstätten produziert; in manchen Fällen ist es sogar möglich, mehrere Schwerter einem Werkstattkreis, einer Werkstatt oder gar einem Handwerker zuzuordnen. In Periode III waren die nordischen Vollgriffschwerter dann sehr viel standardisierter, wurden aber dennoch wohl nicht in einer Werkstatt hergestellt. Die Entwicklung der Schwerter zeigt insgesamt eine Tendenz von einer großen Vielfalt bei Formen, Verzierungen und Techniken hin zu stärker gleichförmigen Objekten, die auch an anderen Fundgruppen zu beobachten ist. In jedem Fall demonstriert der nordische Kreis seit der späten Periode I und frühen Periode II eine eigene Identität, Metallverarbeitungs- und Schwertherstellungstradition. Sowohl die Vielfalt in Periode II als auch die Uniformität in Periode III deuten auf intensive Kommunikation und Mobilität von Handwerkern und Schwertträgern hin. Dabei wird der Einfluss von Abstammungsgruppen und Verwandtschaft hinsichtlich der Organisation des sicherlich institutionalisierten Metallhandwerks betont, während die angenommene enge Kontrolle der Produktion durch eine Elite angezweifelt wird. Ungeachtet unterschiedlicher Fähigkeiten und Kompetenzen existieren keine Hinweise auf eine bedeutsame persönliche Identität als Metallhandwerker in der Gesellschaft der älteren nordischen Bronzezeit.
Im Rahmen eines durch das Land Niedersachsen finanzierten Projektes wurden makro-und mikroskopische Untersuchungen, Röntgenuntersuchungen, zu niedersächsischen Schwertern der älteren Bronzezeit angefertigt. Die Auswertung ergibt eine Reihe neuer Erkenntnisse, unter anderem wurde an zwei nordischen Vollgriffschwertern eine ungewöhnliche Verzierungstechnik der Knaufplatte durch eingesetzte Stifte festgestellt. Die Untersuchungen bestätigen zudem die Annahme, dass die nordischen Vollgriffschwerter und die aus dem südlichen Mitteleuropa stammenden Achtkantschwerter von den Trägern unterschiedlicher Handwerkstraditionen hergestellt wurden. Bemerkenswert ist, dass sich bei nordischen Vollgriffschwertern in begrenztem Umfang Hinweise auf die Adaption der süddeutschen Guss-, vor allem aber Schäftungstechnik finden, womit sich komplexe Beziehungen und ein selektiver Technologietransfer zwischen den beiden Handwerkstraditionen abzeichnen. Zudem kann belegt werden, dass handwerkliche Traditionen der frühbronzezeitlichen Vollgriffdolche in der Technik der mittelbronzezeitlichen Vollgriffschwerter fortleben. Für die Achtkantschwerter ist eine Produktion in mehreren kleineren Werkstätten anzunehmen. Die schon länger postulierten Werkstattkreise der nordischen Vollgriffschwerter konnten aufgrund der geringen Datenbasis leider nicht nach technischen Kriterien überprüft werden. Die Distribution von Achtkantschwertern in den Norden kann durch Import von süddeutsch verzierten Stücken sowie unverzierten Schwertern, die im Norden eigenhändig verziert wurden, erklärt werden. Dabei kam es zu gegenseitigen Kontakten und Beeinflussungen. Neben ihrer primären Funktion als Waffen ist den Schwertern zweifellos auch soziale und symbolische Bedeutung beizumessen. Dans le cadre d'un projet financé par le Land de Basse-Saxe, des épées de cette région appartenant au Bronze ancien furent soumises à des examens macro-et microscopiques, à des radioscopies, des scanographies 3D ainsi qu'à des analyses de mé-taux (analyses des éléments traces et des isotopes du plomb). L'étude livre une série de nouveaux résultats, dont l'identification, d'une technique de décor à l'aide de clous fixés dans la plaque du pommeau de deux épées nordiques à poignée massive. Ces examens confirment en outre l'idée que les épées nordiques à poignée massive et les épées à poignée octogo-1 Das Projekt "Technische Untersuchungen an älterbronzezeitlichen Schwertern Niedersachsens" wurde dankenswerterweise im Jahre 2006 vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert. Geleitet wurde es von Prof. Dr. K.-H. Willroth (Göt-tingen), durchgeführt von Dr. S. Schwenzer (Berlin) und ausgewertet zu großen Teilen von J.-H. Bunnefeld M. A. (Göttingen). Ein großer Dank geht an folgende Museen (in alphabetischer Reihenfolge) Museum Burg Bederkesa, Focke Museum Bremen, BachmannMuseum Bremervörde, Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Museum Nienburg/Weser, Schloss Gottorf -Archäologisches Landesmuseum Schleswig, Schwedenspeicher-Museum Stade und Museum Schloss Schöne...
This pilot study addresses the analytical characterisation of 26 well‐known bronze objects of the Early and Middle Bronze Age of Central and Northern Europe. Besides swords and axes of the hoards from Apa, Téglás and Hajdúsámson, the investigation includes the famous Sky Disc and its accompanying finds from the Nebra hoard and several full‐hilted swords from Period I in Denmark. In contrast to former publications, the isotopic systematics of lead, tin and copper are the focus of the present investigation. With a combined approach, we try to relate the typologically closely linked or otherwise related artefacts with chemical and isotopic proxies by identifying mixing scenarios. The results demonstrate that artefacts from different locations are most likely not directly linked, but mixing lines across isotope systems suggest a production of the items from common sources by mixing of bronze batches (e.g., bronze ingots), which were probably disseminated between 1600 and 1500 bce. This helps to correlate objects of different locations with each other and to draw conclusions upon typological and cultural connections. Isotopic and chemical correlations of objects within the individual hoards, on the other hand, allow reconstructions of metallurgical practices in single workshops, which, for example, implies recycling of metal scrap.
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